Full text: D. C. G. D. Stein's kleine Geographie oder Lehrbuch der Erd- und Länderkunde für Schule und Haus

Vorder - Indien. 
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Namen Hugli bei Calcutta vorbeiströmt, wird von großen See¬ 
schiffen aufwärts befahren, der linke dagegen, welcher den Namen 
Ganges behält, verliert seinen großen Wasserreichthum durch unzählige 
Stromspaltungen u. Kanäle, welche ein wahres Labyrinth von Inseln 
bilden, deren äußerste zwischen den Mündungen die Sunderbunds 
heißen. Diese sind noch immer im Wachsthum begriffen, da die 
schwache Strömung den mitgebrachten Schlamm und Sand nicht fort¬ 
schaffen kann. Mit dichten Waldungen u. Gestrüppe bedeckt, dienen 
sie wilden Thieren zum Aufenthalte, machen aber Ansiedelungen von 
Menschen durch ihre bösen Ausdünstungen unmöglich. Breite und 
Wasserfülle zeichnen den Ganges gleich sehr aus; seine Überschwem¬ 
mungen treten im oberen und mittleren Laufe schon mit dem April, 
im unteren erst mit dem Juni ein. Dann bildet der südöstl. Theil 
des Deltalandes ein großes Süßwassermeer, aus welchem nur die 
durch kostbare Deiche geschützten Ortschaften hervorragen. Der Ganges 
ist mit den meisten seiner Nebenflüsse für die Hindu ein heiliger 
Strom; sein Wasser reinigt von jeder Sünde und wird daher bis in 
die äußerste Südspitze der Halbinsel getragen. Unzählige Tempel er¬ 
heben sich an ihm und an besonders heilig gehaltenen Stellen sind die 
Ufer mit massiven Prachttreppen versehen, mit Gärten und Baum- 
gängen für die zu Gebet, Opfern u. Waschungen zusammenströmenden 
Pilger geschmückt. — Nebenfl. rechts: der Dschamna entspringt 
am Himalaya im W. vom Ganges, fließt mit diesem parallel, durch¬ 
strömt die äußerst fruchtbaren Prov. Delhi u. Agra und ergießt sich 
bei Allahabad in den Ganges, eben so wasserreich als dieser. Das 
fruchtbare Zweistromland (Doab) zwischen ihnen ist wahrscheinlich der 
älteste Sitz indischer Kultur. ^ Links, sämmrlich aus den Alpen¬ 
landschaften am Südabfall des Himalaya hervorbrechend: a) der 
Goggra; b) der Gunduck (Gandaki), Patna gegenüber mündend; 
c) der Kosi. 2) Der Brahmaputra vereinigt sich zwar mit dem 
östlichen Mündungsarme des Ganges, muß aber wegen seiner Größe 
u. Wasserfülle als selbständiger Strom angesehen werden. Ob er die 
Fortsetzung des Paru-dsangbo-tsiu in Tübet ist, bleibt bei aller Wahr¬ 
scheinlichkeit zweifelhaft. Er durchströmt Asam der Länge nach schon 
als ein mächtiger Fluß, empfängt rechts u. links unzählige Alpen¬ 
wasser, bricht bei Rangamati, wo schon seine periodischen Überschwem¬ 
mungen eintreten, in einem breiten Thale nach Bengalen durch und 
wendet sich nun südwärts dem östlichen Gangesarme zu, eben so breit, 
aber noch wasserreicher als dieser. Die Vereinigung geschieht 8 M. 
vom Meere; der vereinigte Strom heißt Megna und ist überall eine 
Meile breit. — Die folgenden Flüsse 3, 4, 5 u. 9 entspringen in 
der Nähe der Westküste 6 , 7 u. 8 auf dem Plateau von Maisur. 
3) Der Mahanadi mündet unterhalb Kuttack (Kataka) in vielen 
Armen nach einem Laufe von 110 M. 4) Der Godatvari, ein 
heiliger Strom, erreicht das Meer nach einem Laufe von 170 M. in 
mehreren Armen. 5) Der Kistna oder Krisch na, ebenfalls ein 
heiliger Strom, strömt in einem tiefen Bette durch weite Stufen- 
ländec zur Mündung unfern der Bucht von Masulipatam. Die Um¬ 
gegend seines Durchbruchs durch die östlichen Gebirge ist durch die
	        
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