Vorder - Indien.
259
Namen Hugli bei Calcutta vorbeiströmt, wird von großen See¬
schiffen aufwärts befahren, der linke dagegen, welcher den Namen
Ganges behält, verliert seinen großen Wasserreichthum durch unzählige
Stromspaltungen u. Kanäle, welche ein wahres Labyrinth von Inseln
bilden, deren äußerste zwischen den Mündungen die Sunderbunds
heißen. Diese sind noch immer im Wachsthum begriffen, da die
schwache Strömung den mitgebrachten Schlamm und Sand nicht fort¬
schaffen kann. Mit dichten Waldungen u. Gestrüppe bedeckt, dienen
sie wilden Thieren zum Aufenthalte, machen aber Ansiedelungen von
Menschen durch ihre bösen Ausdünstungen unmöglich. Breite und
Wasserfülle zeichnen den Ganges gleich sehr aus; seine Überschwem¬
mungen treten im oberen und mittleren Laufe schon mit dem April,
im unteren erst mit dem Juni ein. Dann bildet der südöstl. Theil
des Deltalandes ein großes Süßwassermeer, aus welchem nur die
durch kostbare Deiche geschützten Ortschaften hervorragen. Der Ganges
ist mit den meisten seiner Nebenflüsse für die Hindu ein heiliger
Strom; sein Wasser reinigt von jeder Sünde und wird daher bis in
die äußerste Südspitze der Halbinsel getragen. Unzählige Tempel er¬
heben sich an ihm und an besonders heilig gehaltenen Stellen sind die
Ufer mit massiven Prachttreppen versehen, mit Gärten und Baum-
gängen für die zu Gebet, Opfern u. Waschungen zusammenströmenden
Pilger geschmückt. — Nebenfl. rechts: der Dschamna entspringt
am Himalaya im W. vom Ganges, fließt mit diesem parallel, durch¬
strömt die äußerst fruchtbaren Prov. Delhi u. Agra und ergießt sich
bei Allahabad in den Ganges, eben so wasserreich als dieser. Das
fruchtbare Zweistromland (Doab) zwischen ihnen ist wahrscheinlich der
älteste Sitz indischer Kultur. ^ Links, sämmrlich aus den Alpen¬
landschaften am Südabfall des Himalaya hervorbrechend: a) der
Goggra; b) der Gunduck (Gandaki), Patna gegenüber mündend;
c) der Kosi. 2) Der Brahmaputra vereinigt sich zwar mit dem
östlichen Mündungsarme des Ganges, muß aber wegen seiner Größe
u. Wasserfülle als selbständiger Strom angesehen werden. Ob er die
Fortsetzung des Paru-dsangbo-tsiu in Tübet ist, bleibt bei aller Wahr¬
scheinlichkeit zweifelhaft. Er durchströmt Asam der Länge nach schon
als ein mächtiger Fluß, empfängt rechts u. links unzählige Alpen¬
wasser, bricht bei Rangamati, wo schon seine periodischen Überschwem¬
mungen eintreten, in einem breiten Thale nach Bengalen durch und
wendet sich nun südwärts dem östlichen Gangesarme zu, eben so breit,
aber noch wasserreicher als dieser. Die Vereinigung geschieht 8 M.
vom Meere; der vereinigte Strom heißt Megna und ist überall eine
Meile breit. — Die folgenden Flüsse 3, 4, 5 u. 9 entspringen in
der Nähe der Westküste 6 , 7 u. 8 auf dem Plateau von Maisur.
3) Der Mahanadi mündet unterhalb Kuttack (Kataka) in vielen
Armen nach einem Laufe von 110 M. 4) Der Godatvari, ein
heiliger Strom, erreicht das Meer nach einem Laufe von 170 M. in
mehreren Armen. 5) Der Kistna oder Krisch na, ebenfalls ein
heiliger Strom, strömt in einem tiefen Bette durch weite Stufen-
ländec zur Mündung unfern der Bucht von Masulipatam. Die Um¬
gegend seines Durchbruchs durch die östlichen Gebirge ist durch die