Full text: D. C. G. D. Stein's kleine Geographie oder Lehrbuch der Erd- und Länderkunde für Schule und Haus

Europa. 
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und Neapel), Ziegen, Seidenraupen, besonders im Norden u. Süden, 
Bienen, vielerlei Geflügel u. Fische, Korallen an der West-Küste von 
Sardinien, Austern, Muscheln re.; im NW. Gemsen, Steinböcke 
(nur noch an den südl. Abhängen des Monte Rosa und Montblanc). 
Murmelthiere rc. 
Einwohner. Die stärkste Bevölkerung hat der nordwestlichste 
Theil von Toscana (das ehemalige Lucca = 8400 M. aus 1 □ M.) 
und die Lombardei (7660 M.), die schwächste die Insel Sardinien 
(1240 M.). Außer England, Belgien und Holland sind in keinem 
Lande verhältnismäßig so viel große Städte als in Italien (8 mit 
über 100,000 E., in Frankreich deren nur 5). Die Italiäner sind 
ein romanisches, von Ureinwohnern, Griechen, Galliern, Germanen 
u. Arabern abstammendes Mischvolk von sehr verschiedenem National» 
charakter, des. im N. u. S. Außer dem in vielen Dialekten auftre- 
tenden Jtaliänischen (der toscanische Dialekt gilt für den gebildetsten) 
werden im NW. französische u. keltische, in den Thälern am Südfuße 
des Monte Rosa u. bei Vicenza u. Verona deutsche, u. im S. griechi¬ 
sche Mundarten gesprochen. Die katholische Kirche ist die vor¬ 
herrschende; man zählt g. 36,000 Israeliten. Die geistige Bil¬ 
dung des reichbegabten, aber trägen Volkes steht im größten Theile 
des Landes auf niedriger Stufe, wozu die bisherige Leitung des öffent¬ 
lichen Unterrichts durch die Geistlichkeit sehr viel beigetragen hat. Die 
Mittel der Bildung sind sparsam gesät und schwer zugänglich. Am 
weitesten vorgeschritten ist das lombardisch - venetianische Kgr., das 
sardinische Festland und Toscana. In den Naturwissenschaften wird 
Bemerkenswerthes geleistet. Vorherrschend sind Kunsttalent u. Kunst¬ 
übung. Der Ackerbau ist nur in Piemont, der Lombardei u. Tos¬ 
cana vorzüglich gepflegt, Weinbau u. Viehzucht ziemlich allge¬ 
mein, Seidenzucht weit verbreitet, Industrie nur in den grö¬ 
ßeren Städten (Seidenwaaren, Korallenarbeiten, Glas - und Thon- 
waaren, Bijouterie, Seife, Strohhüte, Papier, Kunstblumen, Leder- 
waaren, Darmsaiten (Nom), Essenzen, Macaroni rc.). Der Handel, 
für welchen Italien im Mittelalter das erste Land der Welt war, be¬ 
schäftigt vorzüglich Turin, Genua, Cagliari, Florenz, Livorno, Rom, 
Bologna, Neapel, Palermo, Messina, Gallipoli, Bari, Foggia, 
Ancona, Venedig, Mailand. Eisenbahnen 1855: 174 Meilen in dem 
lomb.-venet. Kgr., auf dem fardinischen Festlande, in Toscana u. Neapel. 
Die selbständigen Staaten Italiens sind: das Königreich beider 
Sicilien, das Königr. Sardinien, der Kirchenstaat, das Großherzog- 
thum Toscana, die 2 Herzogtümer Parma u. Modena u. die kleine 
Republik S. Marino. Mit Ausnahme der letztgenannten sind alle 
erbliche Monarchien, von denen nur Sardinien eine constitutionelle 
Verfassung hat, während in den übrigen seit 1849 die absolute Gewalt 
wiederhergestellt ist. 
I. Königreich Sardinien. 
1372 □ M. 4,916,000 E. (4000 Israeliten). 
Es umfaßt die gleichnamige Insel u. den westl. Theil v. Norditalien 
(Grenzfluß Ticino). Unter den Einw. 10,000 Kretinen. — Der Staat
	        
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