IV
Vorrede.
insbesondere die Karten des neuen Hand-Atlas von Kiepert ge¬
leistet , nach denen das ganze Buch genau revidiert worden ist. Die
Darstellung des österreichischen Staates hat Herr 0. Brach ell i
nach seinem Manuscript für Stein's Handbuch zu berichtigen die
Güte gehabt.
Man würde mir eine sehr verkehrte Ansicht vom geographischen
Unterricht und eine eben so verkehrte Praxis in demselben zutrauen,
wollte man, wie vielleicht hier und da doch geschehen, aus der
Bestimmung dieses Lehrbuchs für die Schule auf die Zumuthung
schließen, daß der Lehrer nach demselben den Lehrgang einrichten und
das aufgespeicherte Material beim Unterricht vollständig verwenden
solle. Die Unmöglichkeit des letzteren Verfahrens sollte mich eigentlich
einer Verwahrung dagegen überheben, ich will sie dennoch hiermit
ausdrücklich eingelegt haben. Für die methodische Behandlung des
Unterrichts soll das Buch dem Lehrer völlig freie Hand lassen, zur
Auswahl brauchbaren Lehr- und Lernstoffes aber reichlichen Vorrath
in einer Anordnung darbieten, die dem Lehrer die Anweisung des
Schülers auf dessen Benutzung und dem Schüler die Orientierung
leicht macht. Ich habe mich selbst, wie ich gern bekenne, anfangs
mit Widerstreben des Buches beim Unterricht bedient; je mehr ich
aber im Laufe meiner beinahe 30jährigen Lehrererfahrung den Lehr¬
stoff beherrschen lernte und mich in der Überzeugung befestigte, daß
Verfolgung eines und desselben Lehrganges leicht zur Handwerksmäßig¬
keit führe und die Frische des Jnteresse's am Unterricht beeinträchtige,
je mehr ich es mir zugleich zur Pflicht machte, die Zuverlässigkeit
und Brauchbarkeit des Buches im Sinne der Wissenschaft und nach
dem Bedürfnis der Schule zu erhöhen, desto mehr bin ich mit dem¬
selben ausgesöhnt, ja befreundet worden, desto schwerer habe ich mich
entschließen können, es mit einem der vielen methodischen Lehrbücher
zu vertauschen. Der Versuchung, eine Anweisung über dessen Ge¬
brauch beim Unterricht zu geben, widerstehe ich nach reiflicher Über¬
legung. Wer seiner Aufgabe im geographischen Unterrichte gewachsen
ist, bedarf derselben nicht, jedem anderen würde sie ohne ausführ¬
lichere Belehrung, zu welcher hier der Ort nicht ist, wenig Nutzen
schaffen.
Dresden, im August 1859.
K. Th. Wagner.