Full text: D. Christian Gottfried Daniel Stein's kleine Geographie oder Abriß der gesammten Erdkunde für Gymnasien und Schulen

10 Einleitung. 
körper senkrecht gegen den Horizont auf- und absteigen, und 
alle 12 Stunden über, 12 Stunden unter demselben bleiben, 
woher auch Tag und Nacht beständig gleich lang sind. Den 
Bewohnern dieser Sphäre steht die Sonne zweimal jährlich im 
Zenith, und alle Sterne sind ihnen sichtbar. Die Lage der 
parallelen Sphäre, bei welcher der eine Pol im Aenith, 
der andere im Nadir steht, der eine sich also 90o über den 
Horizont erhebt, der andere 900 unter demselben liegt, ist die 
Lage der Erde für die Polbcwohner selbst, wenn es dergleichen 
gäbe. Den Bewohnern dieser Sphäre liegt der Aequator im 
Horizont, mit welchem auch alle Parallelkreise parallel liegen, 
so daß die sichtbaren Himmelskörper nicht auf- und untergehen, 
sondem in parallel über einander liegenden Kreisen am Himmel 
herum laufen. Unter dem Nordpol ist nur die nördliche, unter 
dem Südpol nur die südliche Hälfte des Sternhimmels sichtbar, 
und die Sonne bleibt. 0 Monate über, 6 Monate unter .dem 
Horizont. Die schiefe Sphäre ist die Lage der Erde für die¬ 
jenigen, welche zwischen dem Aequator und den Polen leben, und 
denen daher einer der beiden Pole zwischen 0° und 90° über dem 
Horizont steht, oder die zwischen 0" und 90° Polhöhe haben. Die 
Parallelkreise stehen in einer schiefen Lage gegen den Horizont, wel¬ 
cher sie in ungleiche Theile durchschneidet, oder zum Theil gar nicht 
berührt, denn bei großen Polhöhen fallen die den Polen zunächst 
liegenden Parallelkreise ganz in die sichtbare oder unsichtbare Halb¬ 
kugel. Daher gehen in dieser Sphäre alle Himmelskörper schief 
auf; einige bleiben stets sichtbar, andere stets unsichtbar; einige 
bleiben mehr, andere weniger als 12 Stunden über dem Horizont, 
woher der Wechsel in den Tag- und Nachtlängen kommt, und 
diese Ungleichheiten wachsen in bestimmten Verhältnissen mit 
der Polhöhe. 
§. 21. Die Entfernung eines Ortes vom Aequator nach 
Norden oder Süden, gemessen durch den Bogen eines Meridians, 
heißt seine geographische Breite, die also eine nördliche 
oder südliche sein kann, und von 0° bis 90° steigt, so daß die 
Punkte unter dem Aequator 0° Br., die Pole 90° Br. haben. 
Die Breite eines Ortes ist seiner Polhöhe gleich, und alle Orte 
unter demselben Parallelkreise haben auch dieselbe Breite. Obgleich 
die Breitengrade als Meridiangrade wegen der sphäroidischen Gestalt 
der Erde eigentlich nicht von gleicher Länge, sondern je näher den 
Polen, desto größer sind.; so ist doch dieser Unterschied so unbe¬ 
deutend, daß man ihn im Allgemeinen unberücksichtigt laßt, und 
jeden Breiten- oder Meridiangrad zu 15 geogr. Meilen annimmt. 
§. 22. Die Entfernung eines Ortes oder des durch einen 
gewissen Ort gehenden.Meridians von einem bestimmten, als ersten 
angenommenen Meridian, gemessen durch den Bogen des Aequa-
	        
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