12 Einleitung.
§. 24. Die Länge und Breite eines Ortes zusammen
bestimmen erst seine wahre Lage, indem der Meridian und Pa-
rallelkreis des Ortes sich in einem Punkte durchschneiden. Daher
nennt man die Bestimmung der Länge und Breite eines Ortes
dessen geographische Ortsbestimmung. Auf den Land-
und Seecharten ist die Lange und Breite in der Einfassung der
Charte gezeichnet. Die von oben nach unten gezogenen Linien
stellen die Meridiane, die von der Linken zur Rechten laufenden
die Parallelkceise vor. Oben und unten quer wird die Lange
gezählt; rechts und links auf- oder abwärts, je nachdem das
Land auf der nördlichen oder südlichen Halbkugel liegt, zahlt
man die Grade der Breite. Der Durchschnittspunkt zweier
solcher Linien bestimmt die Lage jedes Ortes auf der Charte.
§. 25. Diejenigen Orte der Erdoberfläche, welche näher
am Aequator'liegen, und wo also die Sonne das ganze Jahr
nicht nur auf- und untergeht, sondern sich auch nicht beträcht¬
lich vom Scheitelpunkte entfernt, müssen eine größere Wärme
haben als die, welche näher am Pole liegen und wo die Sonne
Wochen und Monate lang nicht aufgeht, oder doch von dem
Scheitelpunkte sebr weit entfernt ist, so daß ihre Strahlen nur
in sehr schiefer Richtung auffallen. In Bezug auf den allge¬
meinen Wärmegrad hat man daher die Erdoberfläche in fünf
Zonen, Erdstriche oder Erdgürtel eingetheilt.
§. 26. Die heiße oder tropische Zone erstreckt sich
vom Aequator an, auf jeder Halbkugel bis zum Wendekreise,
und umgiebt also die Erdkugel als ein 47° oder 705 geogr.
Meilen breiter Gürtel, den der Aequator halbirt. Vermöge
der ganz oder doch beinahe senkrecht auf diese Zone fallenden
Sonnenstrahlen ist daselbst das ganze Jahr hindurch die Hitze
sehr beträchtlich, und wird nur durch den geringen Unterschied
der Tag- und Nachtlängen, die starke Ausdünstung der Meere,
hohe Gebirge, anhaltende Regen und Ostwinde einigermaßen ge¬
mildert. Aus der Betrachtung des Sonnenlaufes folgt: daß
unter dem Aequator Tag und Nacht beständig gleich sind, und
die 4 Jahreszeiten doppelt eintreten müssen; daß zwischen dem
Aequator und den Wendekreisen schon ein Unterschied der Tag-
und Nachtlängen bemerkbar wird, und man daselbst zwei Som¬
mer und zwei Frühlinge, aber nur einen Herbst und Winter
haben muß; daß endlich die Jahreszeiten unter den Wendekreisen,
woselbst der längste Tag 13^ Stunden beträgt, einander ent¬
gegengesetzt sein werden. Der Flächeninhalt dieser Zone,
der ganzen Erdoberfläche, beträgt 3,701,158 □ M.
§. 27. Vom Wendekreise bis zum Polarkreise erstreckt sich
auf der nördlichen Halbkugel die nördliche gemäßigte, auf
der südlichen die südliche gemäßigte.Zone, jede in einer