Die Suspension des Königs. Der Nationalkonvent.
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sagte, der Menge zum Opfer fiel. Nun beschloß die Nationalversammlung
die Suspension des Königs. Ludwig wurde mit seiner Familie im Tempel 10. Aug.
(einer alten Templerburg) unter Aufsicht gestellt; der Dauphin erhielt
einen „Erzieher". Ein neuzuwählender Nationalkonvent sollte über das
Schicksal des Königs und die „zukünftige Verfassung" (womit nur die
Republik gemeint sein konnte) entscheiden.
Bis zum Zusammentritt der neuen Versammlung teilte ein a b e r m a l i g e s
Girondisten-Ministerium, dessen Seele jedoch D a n t 0 n als Justiz-
minister war, die vollziehende Gewalt mit dem Pariser Gemeinderat;
die Kerker füllten sich mit „Verdächtigen" (Aristokraten, eidweigernden Priestern
usw.). — Nun zogen sich viele Gemäßigte von der Bewegung zurück: L a f a y e t t e,
bisher an der Spitze der Nordarmee, wollte nach Holland fliehen, fiel aber in die
Hände der Verbündeten und wurde als Kriegsgefangener (bis 1797) festgehalten;
Talleyrand ging auf einige Zeit nach Amerika; S i e y e s blieb den politi¬
schen Vorgängen zunächst fern; B a i l l y hatte als Maire von Paris bereits einem
Republikaner weichen müssen.
Mittlerweile waren die Verbündeten bis in die Champagne vorgerückt. Diese
Tatsache bzw. die Nachricht von der Einnahme Verduns lieferte den Vorwand zu 1792
neuen Greueltaten. 2- Sept.
Um sich „gegen den inneren Feind zu schützen, bevor man dem äußeren
entgegentrete", veranstaltete Danton die entsetzlichen September-
morde: an die 3000 „Verdächtige" wurden in Paris hingeschlachtet. Das 2.—7. Sept.
Pariser Beispiel fand in den Provinzen blutige Nachahmung. Damit
wollte man vor allem die „Royalisten" einschüchtern und von der Teil¬
nahme an den bevorstehenden Konventswahlen abschrecken. Dies gelang.
c) Der Nationalkonvent (September 1792—Oktober 1795).
1. Die Beseitigung der Monarchie. In dem neugewählten National¬
konvent fehlten die Anhänger der Monarchie vollständig; die ganze Ver¬
sammlung bestand aus Republikanern. Anfangs besaßen die Girondisten,
die auf der rechten Seite des Hauses saßen, die Mehrheit; sie wünschten
einen bürgerlich-republikanischen Bundes st aat mit möglichster Selb¬
ständigkeit der einzelnen Departements und im Innern die staats-
rechtliche und gesellschaftliche Gleichheit aller Bürger,
wobei sich jedoch. jede Einzelpersönlichkeit auf wirtschaftlichem Gebiete
sollte frei betätigen dürfen. Das hätte die Herrschaft des dritten Standes
bedeutet. Die auf der linken, etwas erhöhten Seite — daher die Bezeich¬
nungen „Berg, Bergpartei" — sitzenden Jakobiner erstrebten einen streng
zentralisierten (ganz von Paris abhängigen) kommunistischen^) E i n -
*) Die Hauptforderungen des Kommunismus sind u. a.: Recht aller Bürger auf
Arbeit, möglichst gleiche Bewertung der Arbeit, Errichtung von Nationalwerkstätten, Ein¬
ziehung des Privatvermögens (Expropriierung der Besitzenden), möglichste Beseitigung
jeder individuellen Tätigkeit, staatliche Festsetzung der Preise rc. rc.