Full text: D. Christian Gottfried Daniel Stein's kleine Geographie oder Abriß der gesammten Erdkunde für Gymnasien und Schulen

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Europa. 
sich ebenfalls in Graubündten aus mehreren Gletscherbachen des 
St. Golthardtsgebirges, die sämmtlich den Namen Rhein führen. 
Als Hauptguelle kann man den Rhein de Toma im Tavatsch- 
Thale betrachten, der erst bei Chiamut nach der Vereinigung mit 
dem krystallhellen Rhein d'Ur sera als starker Gebirgsbach erscheint 
und nun Vorderrhein heißt. Mit ihm vereinigt sich bei Dissen- 
tis der Mittelrhein oder Rhein de Medels vom Lukmanier, 
und endlich tritt bei Reichenau der Hinterrhein aus den Rhein¬ 
waldgletschern am Muschelhorn hinzu. Der so zusammengeflossene, 
nun schon 230 F. breite Fluß wendet sich von Chur an, wo er für 
Kahne schiffbar wird, gegen Norden, und umschließt in einem gro¬ 
ßen Bogen von der Gränze Graubündtens bis Frankreich die 
Schweiz, fast immer die Gränze gegen Teutschland bildend. Nur 
durch eine niedrige Ebene vom Wallenftadter -See geschieden, bricht 
er zwischen den rhätischen und appenzeller Alpen zu dem 9 M. 
langen, 2* M. breiten, an 950 F. tiefen Bodensee durch, der 
1223 F. über dem Meere liegt. Er tritt auf der Ostseite bei 
Rheinegg in den See, verlaßt ihn aus der Westseite bei Kostanz, 
und erweitert sich gleich darauf zum kleineren Unter- oder Zel- 
lersee, aus dem er W. zwischen hohen Ufern nach Schaffhausen 
geht, vor welcher Stadt er den berühmten, 70 F. 'hohen Wasser¬ 
fall mit südlicher Wendung bildet. Aus seinem ferneren westlichen 
Wege beim Durchbruch zwischen Jura und Schwarzwald hat er 
wieder die Natur eines wilden Gebirgsstroms, und bei Zurzach, 
Laufenburg und Rheinselden gefährliche Stromschnellen, bis er Ba¬ 
sel erreicht, und mit plötzlicher nördlicher Wendung die Schweizer¬ 
gränze verläßt. Die Länge seines Laufes bis Basel beträgt 554 M. 
und sein Gefälle von Cbiamut (5365 F.) bis Basel (765 F.) 4600 F. 
Unter seinen Nebenflüssen in der Schweiz, deren Zahl sich auf 
2700 beläuft, sind die wichtigsten aus dem rechten Ufer: I) die 
Albula in den Hinterrhein; 2) die Il l bei Feldkirch; 3) die Bre¬ 
genzer Ach in den Bodensee; auf dem linken User: I) die Thur 
aus den appenzeller Alpen oberhalb Eglisau; 2) die Aar, entsteht 
durch die Oberaac, Finsteraar und Lauteraar aus den Gletschern 
des Finsteraarhorns, gebt durch das Haslithal in den Brienzer- 
See (2 M. lang, 4M. breit, an 1000 F. tief), dann in den 
Thuner-See (2^-M. lang, ^ M. breit, 720 F. tief), tritt 
aus ihm in die nach ihr benannte Hochebene N. W. über Bern, 
N. und N. O. über Aarberg, Solothurn und Aarau, durchbricht 
sehr eingeengt die letzten Ketten des Jura und der züricher Alpen, 
und fällt nach einem Laufe von 39 M. oberhalb Lauffenburg in 
den Rhein. Zu ihrem Flußgebiet gehören rechts: a) die L i m- 
mat, fließt als Lint vom Dödi in den Wallenftädter-See 
(2 M. lang, 500 F. tief), tritt dann in den Züricher-See 
(5 M. lang, \ M. breit, 600 F. tief), den sie als Limmat ver-
	        
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