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Ritzen, Zerklüftungen, Gänge und Höhlen, von denen manche durch
ihre Größe in Erstaunen setzen. In Folge jener Ritzen und Zerklüf¬
tungen kann auch das Wasser tief in die Erde hincindringen, und weit
von einander entfernte Wassermasscn können aus diese Weise mit ein¬
ander in Verbindung stehen. Besonders merkwürdig sind die Tropf¬
stein- oder Stalaktitenhöhlcn, in denen Kalkwasser von der Decke oder
den Wänden herabtropft, aus dem der Kalk sich absetzt und die man¬
nigfaltigsten Gestaltungen gebildet hat. Bekannte Höhlen sind die
Banmanns- und Bielshöhlc im Harzgcbirge und die Fingalshöhle auf
der schottischen Insel Stassa.
Klima und darauf bezügliche Erscheinungen.
Die Erdoberfläche besteht also ans Wasser und Festland, aber
das Festland gewährt uns nicht blos den Anblick von grauen Erd-
und Steinmassen. Es ist geziert mit den nach Größe, Gestalt und
Farbe verschiedenartigsten Gewächsen und belebt wie das Meer von
Thieren aller Arten und Gattungen. Die verschiedenen Pflanzen- und
Thiercrzengnisse in verschiedenen Gegenden der Erde sind hauptsächlich
bedingt von dein verschiedenen Klima, das auf der Erde herrscht, und
jede Zone hat darum ihre eigenthümlichen Produkte.
Um eine bleibende Vorstellung vcir der Lage der Erdtheile bezüg¬
lich der verschiedenen Zonen zu gewinnen, müssen ivir den Lauf der
Polarkreise und der Wendekreise verfolgen. In die kalte Zone hinein
reichen die nördlichsten Theile von Europa, Asieii uiid Amerika. In
der nördlichen gemäßigten Zone liegen das übrige Europa, die Haupt¬
massen von Asien und Nordamerika und der Norden von Afrika. Die
heiße Zone umschließt ganz Afrika mit Ausnahme der nördlichen und
südlichen Länder, den Süden von Asien, die nördliche Hälfte von
Australien, Mittelaincrika und die Nordhälfte von Südamerika. In
die südliche gemäßigte Zorie erstrecken sich die Südspitze von Afrika, die
südliche Hälfte von Australien und Südamerika.
Hierauf gründet sich die Verschiedenheit der Jahreszeiten in den
verschiedenen Gegenden der Erde. Die Polargegenden haben nur zwei
Jahreszeiten, Sommer und Winter. Mail könnte auch hier von einem
ewigen Winter reden, weil der kurze Sommer nicht im Stande ist,
die Schilee- und Eismasscn des Winters zu schmelzen. Die heiße
Zone hat immerwährenden Sommer, nur ein- oder zweimal »m Jahre
tritt wochenlang eine Regenzeit ein, die den Winter vorstellt. Schnee
und Eis kennt man hier nicht. Die gemäßigten Zonen erfreuen durch
den Wechsel von vier Jahreszeiten doch so, daß nach den kalten Zonen
hin mehr ein aildaliernder Winter, und nach der heißen Zone zll mehr
ein ununterbrochener Sommer herrscht.
Wenn es nun aber auch als Gesetz gilt, daß die Temperatur vom Aequa-
tor nach den Polen zu allmählig abnimmt, so wird doch dieses^ Gesetz durch
eine Menge Ursachen, namentlich in den gemäßigten Zonen gestört. Auf die
Temperatur haben nämlich auch Einfluß: die größere oder geringere Ent-