fullscreen: Nürnberger Fortbildungsschullesebuch

ν ’î[î 289 e ν ο 
die der Markgraf den Namen Christian-Erlang bestimmte. Der Ober- 
baumeister Richter fertigte den Bauplan — er ging von der „Glocke« 
bis zum Luitpoldplatz und vom Schloßgarten bis an die Eisenbann —, 
und der Markgraf kaufte den Baugrund an. Er baute auch auf eigene 
Kosten die reformierte Kirche (1686 1693) nach dem Urbild des refor- 
mierten Tempels in Montauban in der sũudfranzösischen Heimat der 
Refugiés, errichtete auch sonst eine Anzahl Häuser, da es leichter war, 
Kaufer und Mieter als Baulustige unter den Franzosen zu finden, und 
richtete auch unten am Burgberg eine VWalkmühle ein, für die er unter 
groben Opfern eine Wehranlage in die Regnitz einsetzte. Uberhaupt ver⸗ 
ursachte der Bau der Stadt dem Fürsten ungeheure Geldausgaben und dabei 
waren diese nicht einmal die bitterste Erfahbrung, die Chrisstian Ernst mit 
der Kolonisation machte. Schon die vorläufige Unterbringung und Unter- 
haltung der Fremdlinge war mit vielen Schwierigkeiten und Viderwartigkeiten 
verbunden und der Notstand wuchs trotz aller Hilfe. Infolge der vielen 
sStrapazen, der mangelhaften Ernährung und Uberfüllung der Vohnungen 
brachen sehr bald ansteckende Krankheiten aus. Die Erregung der Ein- 
heimischen nahm zu und ihr anfängliches Mitleid schlug allmählich in Unmut 
und WViderwillen um. NMan beschuldigte die Franzosen, sie seien unreinlich, 
gingen unvorsichtig mit dem Feuer um und verdürben die Brunnen. 
WVenn ein Unglück geschah, mußten die Franzosen es getan haben, nichts 
sei mehr auf dem Felde sicher, durch den vom NMarkgrafen angelegten 
Kanal zur Gerberei sei der ganze Viesengrund und seine Ernte gefährdet 
und derlei Klagen mehr, so daß der Markgraf ermahnen mußte, man 
mõöchte doch freundlicher sein und Nachsicht haben. Er verlor den Mut 
nicht und seine Tatkraft wuchs mit den Schwierigkeiten. Er lernte immer 
mehr über die Kleeinigkeiten hinwegsehen und fest das Ziel im Auge 
behalten. Durch sein versöhnliches und billig denkendes Wesen wubte 
er in der Regel wieder alles ins Gleis zu bringen. Wenn er auf der 
einen Seite den Amtleuten wiederholt einschärfte, der rohen Behandlung 
der Franzosen durch die Einheimischen mit aller Strenge entgegenzutreten, 
so var er auf der andern Seite nicht minder bemüht die Eingesessenen 
durch verssständige Belehrung für seine Pläne zu gewinnen. Die ein— 
dringliche Mahnung in friedlicher Eintracht mit den Eremden zu leben 
machte auch Eindruck, um so mehr, als er gleichzeitig die den Franzosen 
gewahrten Privilegien auch auf alle Protestanten ausdehnte, die sich in 
seinem Lande niederlassen wollten. 
Recht mũhsam war es, die Industrie, auf die es doch hauptsächlich 
abgesehen war, in Gang zu bringen. Jeder verlangte Vorschüsse, Hand- 
werkzeug und Vohnung um sein Handwerk beginnen zu können. Die 
gröberen Unternehmer, die über Geldmittel verfügten, waren gerade so 
Nürnberger Fortbildungsschullesebuch 19
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.