Full text: Das Königreich Hannover

13 
Ablagerungen des Meeres fortgesetzt, theils durch Verschüttung 
einzelner Gegenden, in Folge stellenweiser Erschütterung von 
innen heraus, wodurch die bis dahin gebildeten Grenzen von 
Meer und Land verändert wurden. So entstand über den 
Urgebirgen die Grauwackenbildung durch Ablagerung, und das 
Steinkohlengebirge durch den Einstuß der Erderschütterung 
und des über die bewachsene Erdoberfläche tretenden Meeres. 
In dem Steinkoblengebirge entdecken wir die erste Spur eines 
eigenthümlichen Pflanzenlebens, über welches in dem Aufsatze 
(Nr. 60) »die Steinkohle rc.« ausführlicher geredet wird; 
dagegen finden wir in dem darauf folgenden Zechstein und 
der sogenannten Triasgruppe (bunter Sandstein, Muschelkalk 
und Keuper) bereits versteinerte Fische und sogar die Spur 
von Vogeln, nämlich die Abdrücke ihrer Fußtritte, die sich in 
dem früher weich gewesenen Thon und Sand bei der Ver¬ 
härtung dieser Massen erhalten haben. In der nächsten Erd¬ 
bildung, dem sogenannten Juragebirge, hat man, obgleich die¬ 
selbe vorzugsweise eine ruhige Meeresbildung war, auch bereits 
Landpflanzen und Landthiere entdeckt. In der Zeit dieser 
Erdbildung müssen auf dem Theile der Erde, den wir jetzt 
Europa nennen, grausenerregende Rieseneidechscn eine Haupt¬ 
rolle gespielt haben, denn man stoßt in den Schichten dieser 
Gebirgsart auf Skelette von riesenmäßigen krokodilartigen 
Thieren, welche oft einen langen Schwanenhals zeigen; viele 
davon waren scheußliche fledermausartige, flatternde Ungeheuer, 
deren Reste man namentlich in dem lithographischen Schiefer 
antrifft. Ihre großen Flatterhäute dienten ihnen vielleicht 
abwechselnd als Ruder im Wasser und als Flügel in der 
Luft. Neben ibnen schwärmten aber schon friedliche Libellen, 
deren Jnsektennahrung ein Vorhandensein einer Jnsektenwclt 
voraussetzen läßt. Ammoniten und Ammonshorner (Schnecken¬ 
gehäuse, von der Größe einer Erbse bis zu der eines kleinen 
Wagenrades, welche wie ein Posthorn scheibenförmig und dicht 
anschließend aufgewunden sind) haben in dem Meere dieser 
Erdbildungszeit in großer Menge und Mannigfaltigkeit gelebt. 
Jedoch erst nach dem Kreidegebirge, welches hinter dem 
Juragebirge folgt und in seinen mächtigen Quadersandstein- 
unb Kreideschichten viele Versteinerungen von Meermuscheln 
enthält, tritt in die Entwickelung des Erdlebens ein auffallen¬ 
der Abschnitt. Die Tbiere und Pflanzen, die in den vor¬ 
hergehenden Gebirgsarten versteinert vorkamen und die keiner
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.