Object: Lehrbuch der Weltgeschichte

Chorographie und Topographie. 
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auf dem entgegengesetzten Wege wiederholte, lernte das erstaunte Europa 
den wahren Umriss seines nachbarlichen Erdtheilcs kennen. 
§.1. Aegypten, der Säugling des Nilstromes, grenzte imN.an 
das Mittelmeer, im Osten an Arabien und daS rothe Meer, im S. an 
Aethiopien, im Westen ohne bestimmte Begrenzung an Libyen und 
wurde von den alten Geographen meist zu Asien gerechnet. Von den 
5400 QM. seines Flächenraumes sind jedoch nur 7—8000 QM. des 
Anbaues fähig, nämlich das 2—4 Ml. breite Nilthal, welches im W. 
von dem Libyschen, im Osten von dem Arabischen Gebirge eingeschl offen 
wird. Erstereö ist die Schutzwehr gegen das weitere Vordringen der 
libyschen Wüste. Die östliche Kette besteht aus dreierlei Gestein, näm- 
lich im S. aus rosenrothem Granit (davon die Obelisken, ganze 
Tempel und Kolosse), in der Mitte aus Sandstein von verschiedenen 
Farben (davon die Tempel), und im Norden aus Kalkstein (davon die 
Pyramiden). Gewässer: das Mittelmeer und der arabische Meerbusen; 
der Nil (o Nsilog, bet Monier AiyvnTog), entsteht aus den beiden 
Strömen Astapus und Astaboras, tritt nach zwei (jetzt sind deren 
mehr bekannt) Katarakten nach Aegypten, theilt sich 20 Ml. vor seiner 
Mündung in zwei Hauptarme, welche das Delta, früher wahrschein¬ 
lich ein Meerbusen, einschließen und strömte in 7 Mündungen ins 
Meer. Ein ganzes System von Kanälen, deren einer auch in den an¬ 
geblich von Menschenhänden gemachten See M öris führte, breitete 
das befruchtende Gewässer über das ganze Thal aus. Jener See hatte 
ehemals 40, jetzt nur noch 25 Lieues Umfang, und in seiner Mitte 
zwei Pyramiden. — Der Volkscharakter war düster, verschlossen, allem 
Freinden feindselig, die Lebensart frugal uitd einfach, wie die Kleidung. 
Nach Herodot sollen 7 Mill. in 20,000 Ortschaften das Nilthal be¬ 
wohnt haben, was bei der ungeheuren Fruchtbarkeit nicht eben unmög¬ 
lich ist; war doch Aegypten schon zu Jakob's Zeiten die Zuflucht derNach- 
barn und in späterer Zeit die Kornkammer Roms unb Konstantinopels. 
— Das Land wurde eingetheilt in Oberägypten von der Nilinsel 
Philä bis Chemnis, M i t t e l ä g y p t e n von da bis zur Spaltung des 
Nil, und Unterägypten oder das Delta. 
Oberägypten (Thebais, jetzt Said) mit den Katarakten und 
den Inseln Philä und Elephantine. Am merkwürdigsten ist das hun- 
dertthorige Theben mit seiner Umgebung, wovon noch jetzt die impo¬ 
santesten Ruinen ägyptischer Bauart vorhanden sind. Dahin gehören: 
») auf der Ostseite die beiden Obelisken vor dein Palast von Luror, deren 
einer jetzt auf der Place de Ja Concorde in Paris ausgestellt ist; der 
Tempelpalast von Karnak, mit einer Menge von zerbrochenen Säulen, 
Trümmern von Statuen, verstümmelten Kolossen, zerstörten Mauern, 
nebst Pforten und Pylonen, höher als irgendwo, Alles mit Skulpturen 
und Wandgemälden geschmückt, die noch jetzt in den prachtvollsten Far-
	        
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