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Himmelsstriche in den Eisbergen der nördlichen Meere. Auch
gewaltige Felsblöcke der norwegischen Gebirge finden sich auf
dem mitteleuropäischen Gebiete zerstreuet und zeugen von der
Gewalt der Fluthen, die sie so weithin zu verschlagen ver¬
mochten. Seltsam jedoch ist es, daß man in den Höhlen und
Spalten der Dolomit-, Kalk- und Gipsgebirge, in denen man
die Knochen so vieler Saugethiece entdeckt, keinen einzigen
Menschenknochen gefunden hat. Indeß ist von uns die Ge¬
gend, in welche die Ueberlieferungen der Religion und Ge¬
schichte den Sitz der ältesten Menschen verlegen, noch am
wenigsten oder fast gar nicht durchforscht und wir können
daher nicht eher mit Bestimmtheit reden, als bis das Innere
von Asien sich der Forschung der Wissenschaft besser erschlos¬
sen hat.
Mit dieser Epoche schließen die großen Umwälzungen der
Erde durch furchtbare Ausbrüche aus dem Erdinnern, und es
beginnt die Zeit des Alluviums oder der ruhigen Anspülung
und Ablagerung des Meeres, welche jedoch an einzelnen
Stellen bis in die Zeit unsrer Geschichte hinein von kleineren
gewaltsamen Veränderungen unterbrochen wurde. Dahin ge¬
hören die schon in Nro. 6. erwähnten Einbrüche des Meeres
in die Küstenländer der Nordsee.
Es versteht sich von selbst, daß die beiden letzten Bil¬
dungsepochen, die Diluvial- und die Alluvialablagerungen,
weder Berge noch Felsen bilden konnten, weil sie nicht durch
großartige Ausbrüche aus dem Erdinnern erzeugt wurden.
Ihre Ablagerungen sind nicht Erhebungen über die Ebene,
sondern Ausfüllungen von Thälern und Tiefen. Beide Acten
von Ablagerungen sind einander in vielen Fällen sehr ähnlich,
nur find die der Diluvialepoche mächtiger, weil sie von stär¬
keren Fluthen bewerkstelligt wurden. Die Wirkungen des
Alluviums oder der Anspülung währen noch gegenwärtig fort,
wie man dies an den Meeresküsten am auffallendsten beob¬
achten kann; ihnen gehören die Ablagerungen an, welche sich
in den Ebenen finden, die ein Fluß durchschneidet, selbst
wenn dieser jetzt sehr klein ist. Denn ehe die Flußgebiete sich
regelten, bildete ein Wasser, das heute nur noch ein Bach ist,
oft große Seen, bis die Gewalt der Gewässer sich eine Oeff-
nung durch die hemmenden Höhen und Berge brach. Dage¬
gen gehören die großen Sand- und Kiesablagerungen der
großen Wasserfluth an und lassen sich leicht durch die ver-
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