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war es der deutsche Kaiser Otto I., welcher den Arabern muthig entgegentrat. 1016
landeten die Normänner aus Frankreich, vertrieben Araber und Griechen und bemächtigten
sich des Landes. Ihre Oberhäupter nannten sich Anfangs Herzoge von Apulien und
Calabrien; indessen nahm schon 1130 Roger II. den Königstitel an.! Im Jahre 1198
kam das Land an Friedrich II. von Hohenstaufen. Da aber die Päpste geschworene
Feinde dieses Herrscherhauses waren, so entstanden in der Folge die größten Feindselig¬
keiten und das Land wurde durch Kriege zerrüttet. 1713 kam Neapel an Oestreich und
Sicilien an Savoyen, welches aber gegen Sardinien ausgetauscht wurde. Im Jahre
1734 eroberten die Spanier Neapel und Sicilien für den Jnfanten Carl, der beide
Länder bei seiner Thronbesteigung in Spanien 1739 seinem dritten Sohne Ferdinand
übertrug. Napoleon's Herrschermacht eroberte auch diese Länder und sein Bruder
Joseph regierte von 1806 bis 1808, dann aber ernannte der Kaiser seinen Schwager
Murat zum König von Neapel, der auch bis 1815 regierte. Nach dem zweiten Pariser
Frieden kam Neapel an den Enkel Ferdinand's und somit an die ältere Regentenlinie.
Nach dem Umsturz der Constitution 1820 war die Verfassung eine unumschränkt monar¬
chische, in männlicher und weiblicher Linie erblich. — Das ganze Königreich wird in
13 Provinzen eingetheilt; jedoch ist die ältere Eintheilung noch sehr gebräuchlich. Wir
folgen derselben.
1. Terra di Lavoro oder das alte Companien. Neapel, 380, am Meere,
in einer überaus herrlichen Lage. Der Vesuv sendet im Hintergründe seine Rauchsäule
in die Höhe, an seinem Abhange sind die fruchtbarsten Weinberge, welche den berühmten
Wein Lacrimae Christi (Christusthräne) und den Vino greco liefern. Neapel enthält
eine Unzahl von Kirchen, ein herrliches Nesidenzschloß, eine Universität (von Friedrich II.
gestiftet), zahlreiche Klöster, 7 Theater, viele Fabriken, den höchsten Gerichtshof und etwa
2500 Advokaten, welche schon allein hinreichen, ein Land arm zu machen. Unter den
Einwohnern Neapels befinden sich 80,000 Lazzaroni, welche so arm sind, daß sie nicht
einmal eine Wohnung haben, und deshalb bei Nacht auf der Straße oder unter den
Hallen der Kirchen schlafen. Dieses arme Volk dient Jedem, der es dingt, treu und
ehrlich um geringen Lohn. Unweit dieser Residenz befinden sich die einst verschütteten
Städte Herculanum, Pompeji und Stabiä. Capua, 8, feste Stadt am Volturno.
Gaeta, sehr starke Festung am Meere. No la, 9, hier sollen die erste Kirchenglocken
gegossen worden sein. Salerno, am Meerbusen gleichen Namens, 12, hatte früher eine
berühmte medizinische Schule. Hier liegt Gregor VII. begraben. Avellino, 15,
Fabrik- und Handelsstadt. Amalfi, hier der Compaß erfunden; auch sollen Kaufleute
von Amalfi 1048 in Jerusalem ein Hospital gegründet und dadurch den Grund zu dem
später entstandenen Johanniterorden gelegt habeu.
2. Abruzzen. Pescara, 3. Aquila, 14, Industrie und Saffranbau.
Tagliacozzo, merkwürdig durch die Schlacht, in welcher der unglückliche Conradin
von Carl von Anjou geschlagen wurde (1268).
3. Apulien. Tarento, 18, am Meerbusen von Tarent, Handel, Fischerei.
Die Stadt zählte im Alterthum bei 300,000 Einw. In der Nähe Gallipoli, berühmt
durch sein vorzügliches Olivenöl. Otranto, 4, Festung, einiger Handel. Brindisi, 6,
Manfredonia, 5.
4. Calabrien. Reggio, 20, Seiden- und Oelhandel, wichtige Fabriken.
Pizzo, 5, welche von allen Steuern frei sind, weil sie 1815 — Murat gefangen
genommen haben.
Die Insel Sicilien, 500 HI Meilen mit 2 Mill. Einw., liegt an der Südspitze
von Unteritalien, ist gebirgig, vulkanisch (der Aetna), eine fruchtbare Insel, einst die