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den Dienern Gottes, den Witwen und Waisen die Hand der Barm.
Herzigkeit reichen sollst; möge nie deinem Haupte das Öl des Er¬
barmens mangeln, damit du hienieden und in der zukünftigen Welt
mit ewigem Lohne gekrönt werdest". Alsobald wurde er von den
Bischöfen Hildibert und Wicfried (von Köln) mit dem heiligen Öle
gesalbt und mit dem goldenen Diademe gekrönt. Nach Vollendung
der gesetzlichen Weihe führten ihn dieselben Bischöfe zum Throne,
zu welchem man auf einer Wendeltreppe Hinanstieg, und der zwischen
zwei marmornen Säulen von wunderbarer Schönheit errichtet war.
Dort konnte er alle sehen und von allen gesehen werden. Nachdem
man hierauf Gott Lob gesagt und das (Meß-) Opfer feierlich dar¬
gebracht hatte, stieg der König hinab zur Pfalz, wo er an den
marmornen, mit königlichem Geräte geschmückten Tisch herantrat und
sich mit den Bischöfen und allem Volke niedersetzte. Die Herzoge
aber versahen den Dienst. Gisilbert, der Herzog der Lotharier, zu
dessen Amtsgewalt der Ort gehörte, ordnete alles; Eberhard besorgte
den Tisch, der Franke Herimann (von Schwaben) stand den Mund¬
schenken vor, Arnulf (von Bayern) hatte sich um den ritterlichen
Stand, um Wahl und Errichtung des Lagers zu bekümmern. Sigi-
frid aber, der trefflichste der Sachsen und nach dem Könige der
zweite,... verwaltete Sachsen, damit nicht inzwischen von den
Feinden ein Überfall ausgeführt werde Alsdann ehrte der König
jeden von den Fürsten, wie es der königlichen Freigebigkeit geziemt,
mit einem angemessenen Geschenke und entließ die Menge mit aller
Fröhlichkeit. Widuk. II, 1. 2.
11. Als der Kaiser (Heinrich U. am 13. Juli 1024) kinder¬
los gestorben war, strebte jeder von den mächtigsten weltlichen
Fürsten mehr mit Gewalt, als durch geistige Mittel (ingenio)
der erste oder auf Grund irgend eines Vertrages der zweite zu
werden. Infolge davon riß fast im ganzen Reiche Zwietracht ein,
und es wäre zu Blutvergießen, Brand und Raub an sehr vielen
Orten gekommen, hatte nicht die Bemühung erlauchter Männer
solches verhindert. Obwohl die Kaiserin Kunigunde der Kraft ihres
Gemahles beraubt war, so trat sie doch mit Rat ihrer Brüder,
des Bischofs Theodorich von Metz und des Herzogs Hezilo von
Bayern, so gut sie vermochte, für den Staat ein und wendete all
ihren Geist und Verstand in eifriger Überlegung auf die Wieder¬
herstellung der Kaisermacht.