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Europa.
Lage des Landes an so vielen Meeren, bei der Menge schiff¬
barer Flüsse und bei der Masse roher Produkte, welche Ru߬
land zur Ausfuhr bringt, von hoher Bedeutung. Ausge¬
führt werden: Pelzwerk, Juften, Saffian, grobe Leinwand,
Getreide, Hanf, Flachs, Leinsamen, Eisen, Kupfer, Talg,
Seife, Pottasche, Theer, Pech, Thran, Kaviar, Thee rc.
Eingeführt werden: Wein, Südfrüchte und alle Luxus¬
artikel.
Die Staatsverfassung ist unumschränkte Monar¬
chie unter einem Kaiser und der Thron erbt auf beide
Geschlechter. Die kaiserlichen Prinzen führen den Titel
Großfürsten, der Regent selbst heißt Kaiser aller
Reußen, Selbstherrscher von Rußland und Kö¬
nig von Polen. Ihm zur Seite wirkt der Reichsrath,
der dirigirende Senat, die dirigirende Synode und das
Staatsministerium. In den Provinzen walten Civil- und
Militairgouvcrneurs.
Die Finanzen sind nicht genau bekannt, doch scheinen
sie im besten Zustande. Die Einkünfte zu I86Mill.Rthlr.
gerechnet, ist nicht zu hoch. Die Ausgaben sind geringer.
Die Schuldenlast ist im Verhältniß zur Einnahme mä¬
ßig, zumal da vieles unverzinsliche Papiergeld cirkulirt.
Man rechnet nach Rubeln und Kopeken; der Rubel,
die größte Silbermünze, ist gleich 190 Kopeken. Der Sil¬
berrubel stand bisher 4mal höher als der Papierrubel, de߬
halb der Werth der Rubel steigt und fällt. Goldmünzen
sind die Imperialen, gleich 10 Rubel. Auch aus Pla¬
tina hat man Münzen im Werthe von 1 Dukaten geschla¬
gen.
Die Kriegsmacht zu Lande besteht aus 662,000
Mann Linientruppen, worunter an 90,000 Reiter. Dazu
kommt noch, für den Fall eines Krieges, eine ungemein
starke irregulaire Kavallerie, die, wie die Kosaken, ohne
Sold dienen und, bei jedem Aufgebote, sich selbst rüsten.
Die Dienstzeit ist 20 bis 22 Jahre. Aus Ersparnis; und
zum Schutze der Grenzen hat man im Innern und an der
Grenze Militairkolonien angelegt, welche in Bezirke der
ackerbauenden Soldaten getheilt sind. Eintheilung
der ganzen Macht in 8 Armeen. — Die Flotten im
schwarzen Meere, auf der Ostsee und im großen Ocean zäh-