Tätigkeit des fliessenden Wassers: Abtragung, Ausnagung, Ablagerung. 21
steins arbeiten muß. Die großartigsten Beispiele der Flußerosion sind
die Durchbruchstal er und die Canons (kanjon) oder Schluchten¬
täler. Durchbruchstäler sind häufig durch die Arbeit rückwärts¬
schreitender Wasserfälle entstanden. Wurde aber der Strom zu
seinem Werk durch das allmähliche Emporsteigen eines Gebirges,
wie es beim Rhein zwischen Bingen
und Bonn geschalt, angeregt, so spricht
man von epigenetischer Talbil¬
dung. Auf wagerechten Tafelländern
werden die Ströme wenig zur Erosions¬
tätigkeit angeregt. Trotzdem sind
sie oft von großartigen Schluchten¬
tälern, wie den Canons, tief durch¬
furcht. Die Canonbildung setzt am
Steilrande des Tafellandes ein und
schreitet von dort rückwärts immer
weiter vor. Das großartigste Canontal
ist das des Colorado in Nordamerika,
das bis zu 2000 Meter tief, bis
12 engl. Meilen breit und 200 engl.
a) V-förmiges Tal. b) U-förmiges Tal, Meilen lang ist lind Sich teiTaSSeil-
c) Terrassental, d) Muidentai förmig nach der Tiefe verengt. Tal¬
terrassen zeigen an, daß nach Zeiten geringer Erosionsätigkeit
solche schnellerer Vertiefung des Tales folgten. Vermag der
Fluß durch sein starkes Gefälle mehr
Erdstoffe fortzuführen, als ihm zu¬
geführt werden, so entsteht ein V-för¬
miges Tal, überwiegt aber die Ab¬
lagerung, so bildet sich das Mulden¬
tal. Zwischen beiden Formen steht
die U-Form. (Abb. 14). V-förmige
Täler haben das Bestreben, sich noch
mehr zu vertiefen, U-förmige, noch
breiter zu werden, und muldenförmige,
noch flacher zu werden.
Auf dem Unterlaufe der Ströme
hört zwar die Erosion nach der Tiefe
auf, nicht aber die Seitenerosion. Jede
Biegung des Stromes regt ihn an, das
äußere Ufer anzugreifen, während die
ruhige Strömung am andern Ufer eine
Ablagerung neuen Landes gestattet.
So bildet sich abwechselnd auf der
einen Seite ein Steilufer, das immer
mehr schwindet, und auf der andern
ein Flachufer (Abb. 15), das im steten Wachsen begriffen ist.
Drängen vorherrschende Winde die Flußströmung fast stets nach
der einen Seite hin, so entsteht auf dieser fortlaufend ein Steil- oder
Uferbil lung.
Deltabildung.