63. Der Aetna. 
231 
bildet, der in einer trichterförmigen Verticfnng — Krater — endet, 
dessen Mündnng ungefähr ein Drittheil bis eine halbe geographische 
Meile im Umfang beträgt. Der Aetna zeigt nicht ein einziges Thal, 
die große Vertiefung an der Ostseite, welche den Namen Valle di bue 
führt, wird Don den Seiten eines alten, außerordentlich großen Kraters 
gebildet. 
Dagegen hat der Aetna mehrere Hundert kleine Krater, kegelförmige, 
abgesonderte kleine Berge mit trichterförmigen Vertiefungen. Durch 
diese haben die eingeschlossenen vulkanischen Dampfe sich im Laufe der Zeit 
den Ausweg verschafft; aber obgleich verschiedene dieser Krater an und 
für sich bedeutend sind, so sind sie doch im Verhältniß zur ganzen 
Masse zu klein, um die Kegelform zu unterbrechen. 
Der Boden ist überall vulkanisch, er besteht nämlich aus Lava, 
vulkanischem Sand oder vulkanischer Asche, oder aus den ausgeworfenen 
Steinmassen. Die Menge des Sandes und der Asche nimmt natürlich 
in dem Verhältniß zu, wie man sich den Kratern nähert, und da diese 
um so häufiger werden, je höher man kommt, so nimmt auch mit der 
Höhe die Asche zu; der oberste Theil ist beinahe ganz von derselben 
bedeckt. 
Mit der Form des Berges und der Beschaffenheit des Bodens steht 
die charakteristische Eigenschaft, daß nämlich der Aetna der Flüsse, Bäche 
und Quellen entbehrt, in naher Verbindung. Das Regenwasser und 
das, von den großen Schneelagen kommende Schneewasscr fließt an 
den schrägen Seiten hinunter, ohne sich zu Flüssen anzusammeln, weil 
es dort keine Thäler und auf dem obern Theil auch keinen Rasen gibt, 
welcher sonst so wesentlich dazu beiträgt, das Wasser zu sammeln; die 
lockere Asche und die harte Lava sind gleich ungeeignet, die Bildung 
des Quellwassers zu fördern. Nur in den untersten Theilen des Berges 
zeigen sich, obgleich sehr spärlich, Quellen, und am Fuße einzelne kleine 
fließende Wasser. Die Bewohner sind, besonders in den höheren Thei¬ 
len, ans Cisternenwasser beschränkt. 
Die abgesonderte Lage und die zusammengedrängte Form machen 
den Aetna besonders dazu geeignet, den großen Einfluß zu zeigen, welchen 
die Höhe ans das Klima und dadurch mittelbar auf die Pflanzen hat. 
An wenigen Stellen, vielleicht an keiner in Europa, sind die verschie¬ 
denen Pflanzengürtel so in die Augen fallend und so gut begrenzt, wie 
hier, und können so leicht mit einem Blick übersehen werden. Deßhalb 
haben die Bewohner, ohne irgend einen Begriff von der Pflanzcn-Geo- 
graphie zu haben, den Berg in drei sehr natürliche Gürtel eingetheilt, 
in den angebauten Gürtel, den Waldgürtel und den nackten 
Gürtel. 
In dem angebauten Gürtel, welcher bis zu einer Höhe von 
2500 Fuß geht, finden wir ausgedehnte Acckcr, wo man Weizen und 
Gerste baut, jenen zur Nahrung der Menschen, diese zu Pferdefutter. 
Noch ausgedehnter ist der Weinbau; der heiße, trockne Sommer und 
der dunkle Erdboden machen diesen Gürtel besonders geeignet dazu. An
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.