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III. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. 
einigen Stellen hat man in der schwarzen, vulkanischen Asche Löcher 
gegraben, diese mit Dammerde ansgefüllt und Weinreben hineingepflanzt; 
obgleich die Wurzeln sich nicht weiter als die Dammerde erstrecken, so 
trägt der Weinstock dennoch, umgeben von der schwarzen Äsche, vortreff¬ 
liche Trauben. Auch der Olivenbau ist an den untersten Abhängen 
des Aetna bedeutend; nicht weniger der Mandel- und Feigenbau. 
Der zweite Gürtel ist der Waldgürtel, welcher sich von 2500 
bis 6000 Fuß erstreckt. Die Orangenbäume, die Baumwolle und der 
Olivenbaum sind verschwunden, Mandel- und Feigenbäume, sowie die 
Weinreben verschwinden allmählig. Freilich findet man hier noch Ge¬ 
treide- und Weinbau, aber der Wald nimmt doch den größten Theil 
ein, und dessen Benutzung zum Holzschlag und zu Weiden ist hier die 
Hauptsache. Bei den höher liegenden Dörfern wird der Weizen nicht 
mehr gebaut, sondern der Roggen tritt an dessen Stelle, welchen man 
hier deutsches Korn nennt, vermuthlich weil er aus Deutschland einge¬ 
führt worden ist. Die Wälder werden in dem untern Theil des Wald¬ 
gürtels hauptsächlich von Eichen mit abfälligem Laube und von Kasta¬ 
nien gebildet. Hier findet man die durch den Umfang ihrer Stämme 
so berühmten Kastanienbünme, Unter welchen Castagno di cento ca- 
valli, dessen Umkreis des Stammes an der Wurzel 180 Fuß beträgt, 
besonders berühmt geworden ist. 
Der obere Theil des Waldgürtels besteht hauptsächlich aus Buchen 
(welche nicht unter 3000 Fuß gefunden werden), einer Art Föhre 
(Pinus laiicio) und Birken. Hier ist kein Getreidebau, man findet 
keine oder nur sehr wenige Dörfer. Diesen Gürtel benutzt mau zum 
Mästen der Schweine, zum Weiden der Ziegen und zum Holzschlag. 
Wem: man in den Alpen, Pyrenäen und Norwegens Bergen die 
Baumgrenze übersteigt, so trifft man die schöne, früher schon beschriebene 
Alpenflora; kleine Büsche oder niedrige Kräuter, mit verhältnißmüßig 
großen, zierlichen Blumen von reinen Farben und mit einer großen 
Mnnnichfaltigkeit der Formen und Farben. Diese Alpenflora vermißt 
man gänzlich ans dem Aetna, ungeachtet die Höhe hinreichend genug ist, 
um ein eben so kaltes Klima hervorzubringen. Der Pflanzenwuchs 
über der Baumgrenze ist außerordentlich arm, höchst einförmig, und es 
ist keine Spur der Formen oder Charakterzüge vorhanden, welche die 
Alpenflora bietet. Fragen wir, weßhalb der obere Theil des Aetna 
eine so ärmliche Vegetation hat und gänzlich der Alpenflora entbehrt, 
so fällt die Antwort nicht schwer: auf die harte Lava und die harte 
Asche wirkt die Atmosphäre nicht so leicht ein, wie auf anderes Gestein, 
welches durch sic zu dem für die Alpen so fruchtbaren Kies verwandelt 
wird; dann verhindert jeder neue Ausbruch, durch die neuen Lavaströme 
und neuen Aschenregen, diese Umbildung des Erdbodens und vernichtet 
zugleich die Pflanzen, welche aufzutreten beginnen; endlich kommt noch 
der große Mangel an Quellen und Bächen hinzu. 
Der Aetna hat in verschiedenen Jahreszeiten und unter verschiedenen 
Verhältnissen ein verändertes Aussehen. Den Aetna sah ich tut Anfang
	        
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