141. Die Slowaken.
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wieder frische Wiesenmatten, und der letzte Herbsttag trifft sie unmittel¬
bar an dem Orte, dem sie angehören. In jeder Höhenstation findet
die Hirtenfamilie ihre Salasche, die wie ein gewöhnliches Hans ge¬
zimmert, aber mit Brettern nur so leicht verschlagen ist, daß der Wind
durch die Fugen frei hindurch wehen kann. Ohne weitere Vorberei¬
tung oder Einrichtung, so leer, wie sie dasteht, wird sie bezogen. Aller
und jeder Bequemlichkeit des Lebens, selbst der Bank und des Tisches
entbehrend, schläft Mann und Weib, Jung und Alt, völlig angekleidet
neben einander ans dem bloßen, nngedielten Boden der Hütte, um das
große Feuer herum, das in deren Mitte ohne Heerd brennt. Ueber
dem Feuer hängt an einem Querbalken der Haken, an dem die großen
Milchkessel aufgehangen werden, und das Innere der Hütte ist, da das
Feuer fast immer brennt, mit einem glänzenden Ruß überzogen, der
das Holz fast unverbrennbar machen soll. Vor der Salasche steht
das Küsehaus, in welchem die in Formen geschlagenen Käse, von der
Größe eines kleinen Kinderkopfcs, getrocknet werden, und neben derselben
sind die Horden (Kolyba) aufgeschlagen, in denen während der Nacht
die Heerden liegen.
So einfach wie die Wohnung, ist auch der Lebensunterhalt der
Hirten. Molken, Käse, Kartoffeln, etwas Brod und die Früchte des
Waldes sind ihre einzigen Speisen; aber dennoch findet man sie kräftig
und gesund, stets fröhlich, und besonders heiter am Abende, wenn sie,
von den Weiden heimgekehrt, sich um eine Salasche sammeln, einer der
Hirten den Dudelsack spielt und die Weiber singen. Schon von fern
kann man in der Stille des unbewohnten Gebirges den Jubel der
munteren Menge vernehmen, und man wird in der That belohnt, wenn
man nicht kalt vorübergeht, sondern an einer solchen Salasche weilt,
dem Treiben des gutmüthigen Volkes zusieht und erkennt, wie wenig
der Mensch bedarf, um fröhlich zu sein. Ein jeder Fremde wird mit
Freundlichkeit aufgenommen und ihm Käse und Molken, letztere in
einem aus Weißbuchen zierlich geschnitzten Becher, Czerpoken genannt,
freundlich gespendet.
Schon etwas gemächlicher, wie die Hirten, leben die Ackerbau
^treibenden Slowaken. Ihre Hütten sind zwar klein, ohne Schorn¬
steine, von Schrotholz oder Fachwerk erbaut, und mit Schindeln ge¬
deckt; doch die Zimmer sind mit allerhand selbst verfertigtem zierlichen
Schnitzwerke, hölzernen Tellern, Schüsseln und Löffeln, welche rund
herum an den Wänden ausgestellt sind, verziert und mit Tischen und
Bänken versehen. Freilich entbehren auch sie den größten Theil des
Jahres hindurch der Fleischspeisen, allein täglich kochen sie doch ihre
geringe Nahrung, welche gewöhnlich aus Milch und Mehlspeisen, Eiern
und Kartoffeln besteht. Ihr Brod backen sie aus Roggen-, Gersten¬
oder auch aus Hafermehl, je nachdem sie wohlhabender oder ärmer
sind. — Nächst dem Branntweine wird der Tabak von ihnen ain meisten
geliebt, geraucht, geschnupft und gekaut. — Der Richter des Dorfes,
der ans ihrer Mitte gewählt wird, steht bei ihnen in großem Ansehen.