Full text: Die mathematische und physikalische Geographie (Theil 1 u. 2)

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genannten Hauptuvsachen wirken a»f die Beugung der Isothermen auch noch 
ein: Der Bau der Erdrinde, indem Gebirgsländer weniger erhitzt werden 
können, als Ebenen; zahlreiche Landgewässer, Sümpfe und Mor äste, 
weil sie viel Wärme verschlucken und die Atmosphäre durch Verdunstung ab¬ 
kühlen; die Vegetation, indem vegetationslose Gegenden sich starker erhitzen, 
als beschattete; der Anbau und die Knltur des- Bodens, weil sie die 
Beschaffenheit des Bodens und die Vegetation, daher auch das Klima verändern. 
II. Die Vertheilung derWärme unter die verschiedenen Jahres¬ 
zeiten. Í. Die IsotHeren oder die Linien gleicher Sommer- 
T e mp era tur und die Iso chimen en oder die Linien gleicher Winter- 
Temperatur. Nicht alle Orte unter gleicher Isotherme haben auch gleiche 
Warme in den verschiedenen Jahreszeiten, sondern es können zwei Orte, welche 
aus einer und derselben Jsothermen-Kurve liegen, doch ein sehr verschiedenes 
Verhältniß in Vertheilung der Wärme auf die Jahreszeiten, namentlich aus 
Sommer und Winter zeigen. Es sind daher die Jsother en oder diejenigen 
Linien, welche durch Orte von derselben mittlern Sommer-Temperatur 
laufen, und die Iso eh i menen oder die Linien, welche Orte von derselben 
mittlern Winter-Temperatur verbinden, weder mit den Isothermen, noch viel 
weniger mit dem Aegnator parallel. Die Jsothere weicht stets nach dem Pole, 
die Jsochimene nach dem Acquator von der Isotherme ab, und zwar um so 
mehr, je größer in einer Gegend der Unterschied zwischen der Sommer- und 
Winter-Temperatur ist. Die Krümmungen der Jsotheren und Jsochimenen 
sind daher nicht einander parallel, sondern einander gerade entgegengesetzt. 
2. Aus der Form der Jsotheren und Jsochimenen ergeben sich 
folgende Resultate: a. Die Differenzen zwischen der mittlern Winter- 
und Sommer-Temperatur nehmen im Allgemeinen vom Aequator gegen die 
Pole zu, nach Maaßgabe der Verschiedenheil der Nacht- und Tages-Dauer. 
b. Der Unterschied zwischen der mittlern Sommer- und Winter-Temperatur ist 
unter gleichen Breiten aus dem Meere und in den Küstenländern geringer, als 
im Innern der Kontinente. Dieß ist eine Folge der Wärme-Kapacität des 
Meeres. Vermöge dieser Eigenschaft ist in den gemäßigten Zonen das Meer 
während der Sommermonate kälter und im Winter wärmer, als das Land. 
Die westlichen Winde führen daher den entgegenstehenden Küstenländern im 
Winter eine höhere Temperatur zu, als sie nach der geographischen Breite be¬ 
sitzen. Auf ihrem weitern Wege gegen das Innere der Kontinente büßen diese 
Winde ihre Wärme ein und haben sie schon ganz verloren, ehe sie die östlichen 
Küsten der Kontinente erreichen. Ebenso verlieren diese Winde auch ihre vom 
Meere mitgebrachte Feuchtigkeit, wodurch sie im Innern der Kontinente die 
Reinheit der Atmosphäre und daher die Strahlung der Wärme gegen das 
wolkenfreie Himmelsgewölbe begünstigen. Es sind deßwegen in den gemäßigten 
Zonen der nördlichen Hemisphäre bei gleichem Parallel die westlichen Küsten 
im Winter bedeutend wärmer, als das Innere der Kontinente; dagegen besitzen 
die kontinentalen Gegenden eines Erdtheils im Sommer eine größere Wärme, als 
die Gestadeländer; diese ist aber nicht im Stande, das Gleichgewicht zwischen beiden 
wieder herzustellen. Aus diesem Grunde sind die westlichen Gestadeländer wärmer, 
als die kontinentalen Gegenden und die östlichen Küstenländer eines Erdtheiles. 
Jene haben milde Winter und kühle Sommer, diese strenge Winter und heiße 
Sommer; während in diesen Temperaturen der entgegengesetzten Jahreszeiten 
mehr oder weniger große Gegensätze bilden, sind die Temperatur-Unterschiede 
des Winters und des Sommers in den westlichen Gestadeländern bei Weitem 
»nicht so groß. Dieß ist ein charakteristisches Merkmal des oceanischen und 
des kontinentalen Klimas, c. Wegen der größer» oceanischen Masse auf 
der südlichen Halbkugel und der größer» Wärme-Kapacität des Meeres ist der Unter¬ 
schied zwischen der Winter- und Sommer-Temperatur auf der südlichen Halbkugel
	        
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