Full text: Allgemeiner Theil (1)

148 Zweite Abtheilung. Die physikalische Geographie. 
schnitten. Die Isotherme von 0° fällt ungefähr mit dem 60" S. Br. zu¬ 
sammen. Auf der südlichen Halbkugel scheint der Punkt größter Kälte 
mit dem Südpol zusammen zu fallen. 
18. Die Wärmeabnahme vom Aequator gegen die Pole ver¬ 
ursacht, daß die beiden Angelenden der Erde Jahr aus Jahr ein mit Eis belegt 
sind. Dasselbe bedeckt bald in großen, gleichförmigen Flächen, als Eisfelder, 
bald in ansehnlichen Hervorragungen, als Eisberge, von eben so manig- 
faltiger, als wunderlicher Form, bis zu Höhen von lOO'bis 200', die Mee¬ 
res fläche. Wenn sich diese Eismassen im Sommer in Bewegung setzen, so 
stellen sie ein'furchtbares, nicht zu beschreibendes Schauspiel dar. Ueber die 
Grenzen des arktischem und antarktischen Polare.ses s. §. 76. S. 99. 100. 
§. 123. 
Pii Ursachen von der Zeugung der Isothermen. 
1. Die mittlere Jahrestemperatur würde für alle Orte eines 
jeden Parallels gleich sein, oder die Isothermen würden mit dem Aequator 
parallel laufen und mit den Breitekreisen zusammenfallen, wenn die mittlere 
Jahrestemperatur allein durch die Richtung der Sonnenstrahlen bestimmt würde, 
wenn die Erdoberfläche überall im Meeresniveau läge, wenn sie aus einer und 
derselben flüssigen Blasse, z. B. aus Wasser bestände, oder aus Steinschichten 
zusammengesetzt wäre, die glcickartig, gleichfarbig, glcichdicht wären, indem sie 
die Sonnenstrahlen auf gleiche Weise einsaugten und ausgleiche Weise gegen die 
Atmosphäre strahlten. Auf dieser glatten und gleichartigen Oberfläche, sic sei 
flüssig oder fest, würden die Parallelkreise, der Unterschied der Solstitialhöhen 
und die Luftströmungen, welche durch die ungleiche Erwärmung der Ober¬ 
fläche vom Acquator nach den Polen zu durch die ungleichnamige Declination 
der Sonne und den Einfluß der Rotation der Erde auf die Geschwindigkeit 
der Luslkügclchcn erzeugt werten, würde endlich die Thätigkeit, welche seit Tau¬ 
senden von Jahrhunderten das Innere deö Planeten, indem er erkaltete, aus¬ 
geübt hat, allein die Lertheilung der Wärme bestimmen. Aber keine dieser 
Bcdingtingen ist vorhanden, daher die Beugung der Isothermen. 
2. Die Ursachen der Nichtparallclität der Isothermen mit 
den Bcrcitekreisen sind: die verschiedene Erwärmungsfähigkeit der Erd¬ 
oberfläche. die ungleichartige Bertheilung ihrer Festländer und Oceane, die 
verschieden Beschaffenheit der Landflächen, die größere und geringere absolute 
Höhe der Länder, der verschiedene Charakter der Vegetation, die verschiedene 
Richtung der Winde und die Meeresströmungen. Von den genannten Ursa¬ 
chen sind besonders die Winde, die Wärmckapacität des Meeres und die Mee¬ 
resströmungen als Hauptursachcn von' der Beugung der Isothermen ins Auge 
zu fassen. 
3. Die Winde sind die erste Hauptursache von der Beugung der Jio- 
thermen. Die Krümmung der Jscthermcn ist zwischen den Tropen gering, 
und die Luft an den Ost- und Westküsten fast gleichmäßig erwärmt, weil fast 
überall ein beständiger Luftstrom von O. nach W. herrscht. In den höhcrn 
Breiten aber strömt in den untern Regionen die kalte Luft von den Polen 
nach dem Aequator und zwar in der nördlichen Halbkugel in SW., in der 
südlichen in RW. Richtung, in den obern Regionen aber weht die warme 
Lufr vom Aequator in entgegengesetzter Richtung nach den Polen. Der Po- 
larstrom erkältet also die Östlüstcn eines Kontinents; che er die Westküsten
	        
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