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Die geographischen Verhältnisse des ThierreicheS.
Sie lebt in allen Tropcnmeercn, und wird an den Küsten Indiens und Amerika'S
gefangen. Das beste Schildkrott kommt aus dem indischen Archipelagus. Wenn daS
beste westindische Schildpiatt auf dem Londoner Wclnnarkt mit 151 /3 Nthlr. das
Pfund bezahlt wird, so kostet das schönste ostindische 20 Rthlr.; für letzteres ist jedoch
Singapur der Hauptmarkt. (£iu großer Theil des Schildkrotts, das nach Europa
gelaugt, geht durch den chinesischen Handel.
§. 166.
Die geographische Verbreitung der Vogel.
1. Man kennt ungefähr 7000 Arten von Vögeln. Die Vögel sind, wie die Fische,
über alle Zonen verbreitet. Ungefähr 500 Arten (nur 40 eigenthümliche) trifft
man in Europa und 400 in Deutschland. Die Vögel leben auf dem Lande, theils
hoch in der Luft auf Bäumen, Thürmen u. dgl., theils auf der Erde; andere dage¬
gen aus den Landgewässern oder aus dem Meere, und besteigen nur den Boden, wenn
sie brüten wollen. Viele, und zwar die meisten Landvögel, erheben sich nicht zu gro¬
ßen Höhen über die Ebenen, die ihnen zum Wohnsitze angewiesen sind, andere thro¬
nen nur auf den höchsten Gipfeln der Alpcngebirge, und kommen nur selten in die
tieferen Regionen herab.
2. Die Vögel der Tropenzone sind mit dem prachtvollsten Gefieder
geschmückt. Der Pfau ist ein Eiugcborner von Indien. Die Federn des Straußes
[Stmthio camelus] in den Sandwüsten Afrika's und Südasicns und die des Para¬
diesvogels sParadisZa apoda) ans den Südsccinseln dienen Königen zum Schmuck.
Viele Vögel der heißen Zone, wie der Papagei, geben Töne von sich, welche der
menschlichen Stimme gleichen; aber im Allgemeinen stehen sie, was die Melodie ihrer
Lieder betrifft, denen der gemäßigten Klimate nach. Einige Tropcnvögel wetteifern
in Größe und Stärke mit den vierfüßigen Tbieren, so der 6 — 8' hohe afrikanische
Strauß, der 0' hohe amerikanische Strauß [Khea ameiicana] in Südamerika, der
6' hohe indische Kasuar sEasuaickus indicus] im indischen Archipelagus, der Eondor
sVultur cuiitur], dieser gewaltigste Geier, der über den höchsten Gipfeln der Anden
schwebt. Die Vögel der gemäßigten Zonen stehen denen der Tropcnwelt-so¬
wohl an Größe alo auch an prachtvollem Gefieder nach, dagegen übertreffen sie diese
durch ihren harmonischen Gesang. Doch erreichen der Lämmergeier [Gypaetos bar-
bfitus], der größte Raubvogel der alten Welt, in den Pyrenäen und in den Alpen,
der Stein- oder Goldadlcr [Aquila chrysaetos] in der gemäßigten Zone der alten
und neuen Welt, und der Königsadler [A. imperiälis] in Südeuropa noch eine be¬
deutende Größe und Stärke. Die Vögel der kalten Zone und der benach¬
barten Gegenden sind mit dem weichsten Gesicder bedeckt; der Flaum der Eider¬
ente sAnas mollissima] bildet einen wichtigen Handelsartikel.
3. Gewisse Vögel sind wahre Weltbürger. So soll cs mit einigen Geiern
der Fall sein; der Sturmvogel [Procellaiia] zeigt sich auf allen Meeren; die wilde
Gaus fAiras ansei-) ist eine Bewohnerin der ganzen Erde; die Nachtigal [Sylvia
luscinia) und besonders der Zaunkönig s8. regülus] gehen bis in die kalte Zone.
Die mcilten Vögel aber haben einen kleineren Verbreitungsbezirk. Gewisse
Geschlechter sind an bestimmte Zonen oder an bestimmte Erdtheile, ja sogar an ge¬
wisse Länder gebunden. So ist der Eolibri auf die neue Welt, das schottische Schnee¬
huhn [Tetrno scoticus] nur auf die britischen Inseln beschränkt. Andere Vögel ge¬
hören hauptsächlich der nördlichen, andere der südlichen Halbkugel an. So ist der
Albatros [Diomedea exülans], ein Vogel, der die größten Wanderungen macht und
über 400 Meilen weit aufs Meer hineinfliegt, ein Bewohner der südlichen Hemi¬
sphäre und wird dort zwischen 55» und 60° S. Br. auf hoher See am meisten ge¬
sehen. Nur aus der Südsee erhebt er sich in die nördliche Halbkugel und schwärmt
dort bis nach Kamtschatka.
4. Nach dem Wohnorte nntcrschkidct man: Standvögel, welche Winter und
Sommer bleiben [die meisten Köruerfresser, wie Sperlinge, Meisen, viele Raubvögel);
Strichvögel, welche der Nahrung wegen in benachbarte Gegenden meist nur einige
SUieilen weit ziehen [Zeisige, Stieglitze, mehrere Enten); Zugvögel, welche der
Kälte wegen gegen den Herbst nach der Mauser häufig in großen Zügen meist des
Nachts iustiuklmäßig dem Aequator zu weit übers Meer, meist nach Nordasrika oder
auch nur nach Südeuropa, zieben, so Störche, manche Schwimmvögel und vorzüglich
diejenigen von den Insektenfressern, welche Insekten nur im Fluge sangen, wie die
Schwalben rc. Manche nordische Wasservögel kommen auch Winters zu UnS. Bet