14
Erste Abtheilung. Die mathematische Geographie.
läuft. Man schätzt sie auf — 50 bis 60° C. (— 40 bis 48 °R.). Sie
käme somit der niedrigsten uns bekannten Temperatur gleich, welche zu Ja-
kutsk in 62° 2' N. Br. am 21. Jan. 1838 beobachtet wurde und — 60 °C.
(— 48 o R.) betrug. Es muß auf den ersten Anblick gewagt erscheinen, eine
so grausenvoll niedrige Temperatur des Weltraums, welche zwischen dem
Gefrierpunkt des Quecksilbers und dem des Weingeistes liegt, den bewohn¬
baren Klimaten des Erdkörpers, dem Pflanzen- und Thierleben, wenn auch
nur mittelbar wohlthätig zu nennen; aber um die Richtigkeit des Ausdrucks
zu begründen, braucht man nur an die Wirkung der Wärmeausstrahlung zu
denken. Unsere durch den Sonnenkörper erwärmte Erdoberfläche und der
Luftkreis selbst bis zu seinen obersten Schickten strahlen frei gegen den Him¬
melsraum. Der Wärmeverlust, den sie erleiden, entsteht aus dem Wärme¬
unterschiede des Himmelsraums und der Luftschichten, aus der Schwäche der
Gegenftrahlung. Wie ungeheuer würde dieser Verlust sein, wenn der Welt¬
raum statt der Wärme von — 60° eine viel niedrigere, z. B. •— 800 °
oder gar eine mehrere tausendmal geringere Temperatur hätte!
5. Wegen des Weltäthers besitzt der Weltraum nur eine beschränkte
Durchsichtigkeit. Würde nämlich das Licht aller Gestirne vollständig
ungeschwächt zu uns gelangen, so würde das ganze Himmelsgewölbe so leuch¬
tend als unsere Sonne erscheinen. Da dem aber nicht so ist, so muß eine
Lichtschwächung im Durchgang durch den Weltraum angenommen werden;
diese wird durch den Weltäther hervorgebracht.
§. 6.
Die Cintheilung der Himmelskörper.
1. Der vom Aether erfüllte Weltraum umschließt eine zahllose Menge
von Weltkörpern. Sie bilden die Sternenwelt und das Sonnen¬
system.
2. Die Sternenwelt besteht aus einer unzähligen Menge von einzeln
stehenden Fixsternen und aus Sternhaufen oder Sternschw ärmen.
3. Die Gestirne des Himmels leuchten mit selbstständigem Lichte, ver¬
ändern bei ihrer allgemeinen scheinbaren Bewegung von O. nach W. ihre
gegenseitigen Abstände nicht, scheinen also für sich selbst durchaus keiner
Bewegung unterworfen zu sein. Die Griechen hielten dieselben für Welt¬
körper, welche wie Nägel an den Krystallhimmel angeheftet seien. Daher
nannten sie dieselben nicht wandernde oder eingeheftete Weltkör¬
per. Die Römer verbanden mit dem Begriffe for Einheftung auch den der
absoluten Unbeweglichkeit und hießen deßwegen die Gestirne feststehende,
unbewegliche Sterne (stellae üxue).
4. Das Sonnensystem, Sonnengebiet oder Planetensystem
besteht nach unserer gegenwärtigen Kenntniß aus der Sonne, 23 Haupt¬
planeten (planetes — wandelnde Sterne), 21 Nebenplaneten (Mon¬
den, Trabanten, Satelliten), unzählig vielen Kometen (eomZtes — Haar¬
stern , Schwanzstern), dem Ring des Thierkreislichtes und den
Schwärmen der Meteor-Asteroiden (Sternschnuppen, Feuerkugeln und
Meteorsteine). Alle Körper des Sonnensystems empfangen ihr Licht von der
Sonne und leuchten mit erborgtem Lichte.
5. Bis zum Jahre 1608 war durch das natürliche Sehen vermittelst
des Auges besonders durch die Griechen, Araber, Deutschen (Copernicus und