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Die kosmischen Verhältnisse der Erde.
Achse liegt. Je weiter diese Kreise vom Aequator entfernt sind, desto klei¬
ner sind sie.
6. Ein Punkt auf dem Aequator legt in 24 Stunden den größten Weg
zurück, hat folglich die größte Achsen gesch windigkeit. Die Achsenge¬
schwindigkeiten zweier Punkte auf der Oberfläche verhalten sich, da die Zeiten
gleich find, wie die Räume, d. h. wie die Peripherien der Parallelkreise oder
deren Halbmesser. Folgende Tafel zeigt, wie groß der Raum ist, den ein
Punkt unter dem Aequator, unter den Wendekreisen, unter dem Polarkreis
in einem Tag, in einer Stunde, Minute, Sekunde zurücklegt.
Ein Ort durchläuft vermöge der Notation
in 1 Tag | in 1 Stunde
in 1 Minute J
in 1 Sekunde
deutsche Meilen.
pariser Fuß.
unter dem Aequator
5400, „„
925
85659
1428
unter den Wendekreisen
4951/80
206/32
78532
1309
unter 4 9 "Br. (Stuttgart)
355 8,80
i48/28
56444
941
unter 52"Br. (Berlin)
3258,, 9
136,91
52122
869
unter dem Polarkreis
2153/16
89,u
34155
569
7. Weil die Achsengeschwindigkeit unter dem Aequator am größten ist,
so ist dort auch die Schwungkraft am größten und die Schwere ver¬
mindert. Die Centrifugal- oder Schwungkraft beträgt unter dem Aequator
in 1 Sekunde 7 franz. Linien, in Paris 3 franz. Linien, wenn man sie
unter der Voraussetzung berechnet, daß die Erde eine vollkommene Kugel sei.
Ohne Achsendrehung würde ein Körper am Aequator in 1 Sekunde durch
2174 franz. Linien fallen; die Schwungkraft bewegt ihn in 1 Sekunde
durch 7 Linien. Das Verhältniß der Anziehungskraft zur Schwung¬
kraft ist folglich am Aequator — 2174:7 — 310:1 (genauer 287 : 1,
nach Andern = 289 : 1 oder = 293 : 1). Würde sich die Erde 17 Mal
so schnell drehen als jetzt, so wäre die Schwungkraft der Schwerkraft auf
dem Aequator gleich und die Körper würden gar nicht mehr gravitiren. Unter
den Polen findet keine Schwungkraft statt; ein Körper fällt am Pole 1 Se¬
kunde nach der einen Angabe 2174, nach der andern 2177 franz. Linien.
Die Schwere an den Polen verhält sich zu der an dem Aequator — 289 : 288.
8. Die Bewegungen, welche die Punkte auf der Oberfläche der Erde
wirklich haben, scheinen die ihnen entsprechenden Punkte des Himmelsge¬
wölbes zu haben. Orte unter dem Erdäquator haben die größte Achsenge¬
schwindigkeit von W. nach O., und so scheinen die Sterne im Himmels¬
äquator die größte Drehgeschwindigkeit um die Erde zu haben von O.
gegen W. Die Endpunkte der Himmelsachse scheinen zu ruhen, weil die
Endpunkte der Erdachse wirklich ruhen.
9. Die ruhenden Himmelspole und der Himmclsäquator nehmen stets
dieselben Orte ein und ändern ihre Lage nicht. Daraus folgt, daß die Erd¬
achse während ihres jährlichen Laufes um die Sonne eine stets unveränder¬
liche Richtung nach zwei den Polen entgegenstehenden Punkten des Himmels
behält. Bei dieser unveränderlichen Richtung ist sie also in jedem Stande
zu allen andern Ständen auf der Bahn parallel. Die Parallele der Erd-