Metadata: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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dieselbe auf das Schloß Fortheringhai in noch > engere Haft 
bringen. Zugleich wurde ein Gericht niedergesetzt, um zu unter¬ 
suchen, welchen Antheil sie an jenem Hochverrats gehabt habe. 
Maria betheuerte ihre Unschuld und erklärte Alles für eine ab¬ 
scheuliche Verleumdung. Man konnte ihr keine eigenhändige 
Briefe vorlegen, uud andere Papiere, die man ihr vorzeigte, 
verwarf sie mit Verachtung. „Was sollte," sprach sie, „aus 
der Königin werden, wenn man sie für das, was Andere ge¬ 
schrieben haben, verantwortlich machen wollte!" Am Ende tra¬ 
ten sogar zwei ihrer Geheimschreiber als Zeugen wieder sie auf. 
Vergebens behauptete Maria, die Zeugen seien bestochen; ver¬ 
gebens bat sie die Richter, dieselben mit ihr vor Gericht zu¬ 
sammen zu stellen; auf die Aussage dieser Bösewichte, welche, 
wie es sich später erwies, wirklich waren bestochen worden, 
ward über sie das Todesurtheil ausgesprochen und von Elisa¬ 
beth bestätigt. 
Maria empfing die Todesbotschaft mit einer Nnhe und 
Würde, die alle Anwesenden rührte und erschütterte. Der Tag, 
sprach sie, nach dem sie lange sich gesehnt habe, sei endlich ein¬ 
getroffen; schon über achtzehn Jahre habe sie im Gefängnisse 
geschmachtet, und kein glücklicheres und ehrenvolleres Ende eines 
solchen Lebens könne sie sich denken, als ihr Blut für ihre Reli¬ 
gion zu vergießen. Dann zählte sie die Kränkungen aus, die 
sie erlitten, die Anerbietungen, die sie gemacht, und die argli¬ 
stigen Kunstgriffe und Betrügereien ihrer Feinde, uud schloß, 
die Hand auf der Bibel, mit den Worten: „Was den Tod 
der Königin, Eurer Gebieterin, anbetrifft, so nehme ich Gott 
zum Zeugen, daß ich nie nach demselben strebte und nie in 
denselben willigte." 
Hinrichtung der Maria Stuart (1587). — Der 
achte Februar 1587 war der Tag ihrer Hinrichtung. Die Nacht 
zuvor brachte sie größtenteils im Gebete zu. Um acht W 
Morgens trat ein Diener in ihr Gemach und zeigte ihr an, 
daß bie Stunde geschlagen habe. „Ich bin bereit 1" war die
	        
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