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Europa.
tenê und Norwegens und der Dänischen Insel Island, zusammen
etwa 15,000 QM. begreift. Hier ist das Klima fürchterlich kalt,
und die Kalte nimmt mit jedem nördlichen Breitengrade zu, am
meisten in der nördlichsten Gegend Europas, auf der Insel No-
waja Semlja, wo der Schnee gewöhnlich 10 F. hoch liegt, die
Berge zur Halste mit ewigen Schnee und Eise bedeckt und die
Meere kaum 5 Monate frei vom Eise sind. Der Winter dauert
9 Monate, die übrige Zeit füllt der Sommer, indem Frühling
und Herbst fehlen; wahrend des Sommers ist die Sonnenwarme
beträchtlich, und der Thermometer steht um Mittag auf 15 bis 14
Grad. Gewitter sind selten, desto häufiger die Nordlichter, welche
die Monate langen Nächte erhellen; denn unter 67° 18' dauert
schon die längste Nacht einen und an der nördlichsten Spitze von
Nowaja Semlja fast 4 Monate, und eben so lang sind die läng¬
sten Tage. Alle Kultur erstirbt hier, alle Hausthiere verschwin¬
den, bis auf das Rennthier und den Hund, die treuen Begleiter
der wenigen Bewohner dieser Gegenden; aller Baumwuchs hört
auf, bis zum Nordkap (71°) dauert die Zwergbirke; und die
Flora besteht bloß in Moosen, Flechten, Sumpf- und Moosbee¬
ren und wenigem Grase. Etwas milder ist das Polarklima in
den hieher gehörigen Norwegischen Gegenden, wo man noch an
einigen geschützten Orten unter 70° ein wenig Gerste und Hafer,
nebst Kartoffeln zieht.
2) in den kalten Erdstrich, welcher vom 57° Br. bis
zum Polarkreise sich erstreckt, und einen beträchtlichen Theil von
Rußland, fast ganz Schweden und Norwegen und Nordschottland,
die Shetländischen, Orkadischen und Farör-Inseln und den grö߬
ten Theil der Hebriden und Islands, zusammen also etwa 45 bis
46,000 QM. begreift, wobei jedoch sich ein beträchtlicher Unter¬
schied der mehr oder weniger nördlichen Gegenden, hinsichtlich des
Klima's, zeigt; denn während jenseits des 60sten Grades das Ge¬
treide sehr häufig mißräth und Obstbau ganz wegfallt, sind dieß-
seits desselben Grades sichere Getreideerndten, und wächst selbst et¬
was Obst. Viehzucht aber wird bis nahe zum Polarkreise unter¬
halten. Am südlichsten Ende dieses Erdstrichs dauert der längste
Tag und die längste Nacht 17%, am nördlichsten 24 Stunden.
Das Klima ist zwar von einer strengen und heftigen Kälte beglei¬
tet, besonders je mehr man sich dem Polarkreise nähert, und
steigt bis zu 54° Neaumur, ist aber bei dieser Kälte gesund, und
Beispiele eines hohen Alters sind häufig. Der Winter dauert mei¬
stens bis in den April, der kurze Frühling ist unbeständig und un¬
freundlich, der Sommer kurz, aber drückend heiß, indem der Ther¬
mometer wohl auf 18 bis 19° steigt, dabei nebelig und feucht,
und die Wärme folgt schnell auf die Kälte des Winters, daher die
Vegetation sich schnell entwickelt und es nichts Seltenes ist, in drei
Wochen Eis und Schnee, ganz grüne Bäume und Blüthen zu