Metadata: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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andere Thurm ist nicht aufgeführt. Unter den großen Werken 
dieser Zeit treten ferner hervor die herrlichen Kirchen von Frei- 
bürg im Vre-'sgau, von Ulm, Erfurt, Marburg, Speier, Würz- 
bürg, Nürnberg, Negensburg, Eßlingen, Tanten, und besonders 
die Stephanskirche in Wien. Diese und ähnliche Prachtbauten 
mit ihren künstlich durchbrochenen hohen Thürmen, mit ihren 
schlanken, himmelanstrebenden Pfeilern, mit ihren reichverzierten 
Portalen, Kreuzen, Statuen und Fenstern stehen noch jetzt da 
als sprechende Beweise von dem ernsten und frommen Sinne 
unserer Vorfahren, die keine Mühe, keine Kosten sparten, wenn 
es galt, der Religion großartige Tempel zu erbauen. Solche 
Gebäude waren der Stolz der Bürger, in Aufführung derselben 
wetteiferte eilte Stadt mit der andern. Im Dienste der Kirche 
und für den Dienst derselben entfalteten alle schönen Künste 
ihre Vlüthen. 
Die eigentlichen Wissenschaften dagegen wurden 
im Mittelalter wenig gepflegt; denn jene einzig auf Thaten ge- 
richteten Menschen taugten nicht zu dein stillen, sitzenden Leben, 
welches die Wissenschaften erfordern. Die Bemühungen, welche 
sich Karl der Große um die Beförderung und Aufmunterung 
wissenschaftlichen Strebens gab, wirkten kaum seine Lebenszeit 
hindurch. Die Unwissenheit ging so weit, daß die wenigsten 
Laien lesen oder schreiben konnten. Wer aber dieses gelernt 
hatte, galt schon für einen Gelehrten; und wer sich überdies 
einige Kenntnisse, besonders in der Mathematik und Naturkunde, 
erworben hatte, der lief Gefahr, als Hexenmeister oder Zauberer 
verbrannt zu werden. Uebemll sah man Zauberer und Hexen, 
jeder Unglücksfall wurde ihnen zugeschrieben. Dieser damals 
allgemein verbreitete Aberglaube, mit welchem wegen des nie- 
deren Bildungsgrades Vornehme und Geringe gleich erfüllt j 
waren, führte sogar zu Hexenprozessen, durch welche Viele aus 
dem Scheiterhaufen das Leben verloren. 
Fast nur die Geistlichen waren zu damaliger Zeit in 
dem Befitze einiger gelehrten Kenntnisse, wie wir dieses bereits 
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