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Frankreich. 
füllen die freien Plätze, Gänge und benachbarten Straßen, und 
treiben dann ihr Unwesen. — Das Jnvalidenhaus oder 
Hotel des Invalides gehört gleichfalls zu den merkwürdigsten und 
herrlichsten Gebäuden von Paris. Seine Hauptfaeade ist 1260 F. 
lang und seine Kirche zeichnet sich durch ihre prächtige vergoldete, 
300 F. hohe Kuppel aus, die über die unermeßliche Häusermasse 
von Paris hervorragt, und von welcher Seite man auch Paris 
übersehen mag, stets das Auge auf sich zieht. Ueber dem in 
Form einer Arkade erbauten Haupteingange erblickt man das Bild 
Ludwigs XIV., des Gründers des Gebäudes, an dem 30 Jahre 
(von 1675 bis 1706) gearbeitet wurde. Die Zahl der Invaliden, 
die hier gewöhnlich unterhalten werden und eine vortreffliche, rein¬ 
lich zubereitete Kost genießen, beläuft sich auf 4000 Gemeine 
und 200 Offiziere. —- Nördlich von Paris, ganz nahe vor den 
Barrieren, erhebt sich der bekannte Gypsberg, Montmartre ge¬ 
nannt, an besten Fuße sehr bedeutende Gypsgruben sind, deren 
Produkt weit versendet wird. Hinter der Kirche des auf diesem 
Berge gelegenen, gleichnamigen Dorfes, steigt man in den Thurm 
des Telegraphen, auf besten Altane man eine ausgedehnte Aussicht 
auf Paris und die ganze Gegend genießt. Auf dem Berge sind 
mehrere Windmühlen und ein vormaliges Nonnenkloster. Diese 
Höhen sind in den neuesten Zeiten merkwürdig geworden durch die 
Schlacht am 30. März 1814 zwischen den Franzosen unter Mor- 
licr und Marmont und den Verbündeten unter Blücher, die am 
31sten Marz, nach einer Kapitulation, in Paris einrückten. 
Versailles, wo seit Ludwig XIV. bis 1789 die Könige 
von Frankreich sich aufhielten, war damals von 80 bis 100,000 
Menschen bewohnt; ist jetzt aber sehr öde, so daß auf den breiten 
Straßen hier und da Gras wächst und manche der schönsten Häuser 
leer stehen. Das berühmte von Ludwig XIV. 1673 bis 1680 mit 
großen Kosten erbaute königl. Schloß hat eine 1800 F. lange Fa- 
eade. Die Kapelle, die große Gallerie und der Opernsaal sind darin 
vorzüglich beachtungswerth. Mit Rührung besieht man die Wohn- 
und Schlafzimmer des unglücklichen Ludwigs XVI. und seiner ed¬ 
len Gemahlin und erinnert sich an den 6. Oktober 1789, an wel¬ 
chem Tage dieser königliche Wohnsitz der Schauplatz einer zügello¬ 
sen Volkswuth wurde. Mit drohenden Mordgewehren dringt der 
wüthende Pöbel in das Innere und durchbohrt das von der Köni¬ 
gin kaum verlassene Lager. Im leichten Nachtgewande war sie ih¬ 
ren Verfolgern aus ihrem Schlafgemache durch eine Hinterthür 
entkommen. Mit gleichem Aufwands als das Schloß, ließ Ludwig 
XIV. auch den großen Garten von Versailles einrichten. Er ver¬ 
einigt alles in sich, was Kunst und Natur, um einen Platz un¬ 
muthig zu machen, zu leisten im Stande sind, und hat wohl eine 
Stunde im Umkreise. An festlichen Tagen spielen die mannigfal¬ 
tige Gruppen bildenden Wasserkünste und ziehen eine große Men¬
	        
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