Italien.
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und Weinreben bedeckt sind. Unter den vielen Villen ist eine der
vorzüglichsten die Villa d'Efte, welche lange Zeit von der Ge¬
mahlin des Königs Georg IV. von Großbritannien bewohnt war;
auch ist eine der berühmtesten die sogenante Villa P lini ama,
von der man irrig glaubte, daß Plinius sie bewohnt habe. Sie
erhielt vielmehr ihren Namen von der periodischen Quelle, welche
Plinius der Aeltere beobachtet hat. Dieser Pallast, an eine schroffe
Felsenwand sich lehnend, hat einen düstern Charakter; ein schäu¬
mender Wasserfall stürzt sich bei ihm von der mit dunkeln Pinien
bewaldeten Felswand hinab und fließt dann unter dem Gebäude
hin zum See. Die den Eomersee umgebenden Berge werden nur
an seinem südlichen Ende zu Hügeln. Uebrigens ist der Seearm
von Lecco trauriger und einsamer, und daher weniger besucht, al§
der Arm von Como.
Der Gardasee (bei den Alten Ineus Benacus genannt)
ist unter allen Italienischen Seen der größte und einer der merk¬
würdigsten. Er ist eigentlich eine Verlängerung und Erweiterung
des Sarcathales, indem dieser in Tyrol entspringende Fluß auf
der nördlichsten Seite des Sees in denselben hineinfließt und auf
seiner südlichsten Seite bei der Festung Peschiera als Minico
ihn wieder verlaßt. Dieser See breitet sich, mit Ausnahme des
kleinen nördlichsten Theiles, der zu Tyrol gehört, in dem Lombar¬
disch-Venezianischen Königreiche aus, und hat 7 Meilen in der
Länge und an der breitesten Stelle 2 Meilen in der Breite» an
andern Stellen hingegen kaum '/> Meile. Die gewöhnliche Anga¬
be seines Flächeninhaltes von 14 HjMeilen ist zu groß; nach
neuern genauern Untersuchungen betragt sie vielmehr nur 6 V«
Ueber die Tiefe des Sees sind noch fast gar keine Messungen an¬
gestellt worden. Die Nachrichten, daß er an einigen Stellen 1800
Fuß tief sey, verdienen keinen Glauben, sondern am wahrschein¬
lichsten mag seine größte Tiefe fast 900 Fuß betragen. Wenn
mit Eintritt des Sommers der Schnee in den Alpengebirgen ra¬
scher zu schmelzen beginnt, steigt der See um 5 bis 4, selten 5
bis 6 Fuß, und tritt in seinem südlichsten Theile hier und da aus
seinen Ufern. Das Gewässer des Gardasees gefriert niemals zu
und zeichnet sich durch seine schöne blaugrüne Farbe, durch eine
ganz außerordentliche Reinheit, Klarheit und Durchsichtigkeit aus,
so daß man in einer ziemlichen Tiefe die Felsen seines Bettes, die
Pflanzen, welche einzelne Stellen des Grundes bedecken und die
vorübereilenden Fische sehen kann. Eine Merkwürdigkeit, welche
der Gardasee mit allen Seen des nördlichen Italiens gemein hat,
sind seine regelmäßigen, die Schifffahrt ungemein erleichternden
Winde; der eine weht von Mitternacht bis Mittag und kommt
von Norden: der andere hält von Mittag bis Mitternacht an und
kommt von Süden. Zwei merkwürdige Phänomene bieten di«
Gewässer dieses Sees dar: aufsteigende Luftbläschen und unterirdi-