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Einleitn n g.
wird, zu finden sey, das weiß man nicht, und wird es auch so
leicht nicht erfahren. Eben so wenig laßt sich mit Bestimmtheit
sagen, ob die tiefsten Stellen des Meeres den höchsten Erhebungen
des Landes entsprechen, d. h. ob der Seegrund stellenweise so tief
unter dem Wasserspiegel liege, als die höchsten Berge der Erde sich
über denselben erheben. Nimmt man dies an, gegen welche An¬
nahme wenigstens keine Gründe vorhanden sind, so würde die
größte Tiefe des Meeres, da die bis jetzt bekannte höchste Erhe¬
bung der Erde (der Dholagir) 26,340 Fuß betragt, etwa iy6 M.
ausmachen. Daß einzelne Meere höher als andere sind, ist aus¬
gemacht. So liegt das schwarze Meer höher als das mittelländi¬
sche, die Nordsee im Mittel 8 F. niedriger als die Ostsee, das ro¬
the Meer etwas höher als das mittelländische (letzteres beinahe
y2 F. unter dem tiefsten und 30 F. unter dem höchsten Wasser¬
stande jenes), und das Atlantische Meer scheint gleichfalls etwas
höher als das stille zu liegen. Uebrigens ist anzunehmen, daß mit
Ausnahme der eingeschloffenen Meere, der Wasserstand in allen
Meeren, Ebbe und Fluch unberücksichtigt, gleich hoch ist. Man
hat auch die Frage aufgeworfen, ob die Wassermenge des Meeres
sich im Allgemeinen gleich bleibe, oder ob sie sich vermindere oder
zunehme. Einige haben die Behauptung aufgestellt, daß eine all¬
gemeine allmählige Abnahme alles Wassers auf dem Erdboden
Statt finde, und daß so wie die Erdkugel bei ihrer Entstehung
ganz mit Wasser bedeckt gewesen sey, sie, gleich unserm Monde,
mit einer gänzlichen Entblößung von Wasser aufhören werde. Man
führt dafür Beobachtungen der Abnahme einzelner Meeresgegen¬
den an; aber mag auch hier und da das Meer abnehmen, so
nimmt es auch anderwärts zu, und rückt vor, wovon es nicht an
Erfahrungen fehlt; daher kann man wohl als wahrscheinlich be¬
haupten, daß die Menge alles Wassers auf der Erde, im Ganzen
genommen, seit der letzten Umwälzung, welche die heilige Schrift
unter dem Namen der Sündfluth erzählt, sich gleich geblieben sey,
und sich vor der Hand auch wohl gleich bleiben werde.
§. 26. Das Meerwasser zeichnet sich durch einen ganz eig¬
nen salzigen und bittern Geschmack, mit welchem zugleich etwas
Ekelhaftes und Brechenerregendes verbunden ist, vor allen andern
Wassern des Erdbodens aus; und ist daher auch nicht trinkbar.
Man kann wohl, wenn man sich Gewalt anthut, ein Glas voll
Seewasser trinken; allein selten vertragt es der Magen, sondern ec
stößt es durch Erbrechen wieder aus. Man hat viele Mittel ver¬
sucht, das Meerwasser trinkbar zu machen, deren Resultat jedoch
nur darin bestand, daß man zwar die der Faulniß unterworfenen
Stoffe eben so wie den Salzgehalt des Meerwassers daraus ent¬
fernen kann, aber nur durch mühsame und im Großen mit Nutzen
nicht ausführbare Vorkehrungen. Ein Hauptbestandtheil des Meer¬
wassers ist das Kochsalz. Dieser Salzgehalt ist im Allgemeinen