42
Einleitung.
außerordentliche Höhe, und Haufen sich zu wahren Bergen auf.
Aus dem Zusammenstoßen der von der Meerfeite an- und von
der Küste zurückprallenden Wellen entstehen die den Schiffern so
fürchterlichen Brandungen, die am stärksten und anhaltendsten
in den tropischen Meergegenden sind, namentlich im Indischen
Ozeane. Zu bemerken ist noch, daß die heftigste Wellenbewegung
des Meeres nicht weiter als- bis zu einer Tiefe von höchstens 10
bis 12 Klaftern eindringt; 15 Klaftern tief hat man es bei dem
größten Sturme ruhig gefunden. Die Ostindischen Perlenfischer
tragen kein Bedenken, zu einer Zeit, wo kein Schiff auszulaufen
wagt, auf dem Meeresgrunde ihrer Arbeit nachzugehen.
Die zweite Art der Bewegungen des Meeres sind die Strom¬
bewegungen oder Strömungen, deren Ursachen theils in der
Umdrehung der Erde, theils in den Winden und der Beschaffen¬
heit des Seegrundes und den Küsten zu suchen sind. Sie theilen
sich in allgemeine und in besondere. Zu den erstern gehört vorzüg¬
lich die Aeq u inoktialströ mung, welche ununterbrochen auf
dem offenen Meere zwischen den Wendekreisen von O. nach W.
Statt findet, und sich am deutlichsten und regelmäßigsten in dem
Atlantischen und in dem stillen Ozeane zu erkennen giebt. Sie
entsteht vornehmlich durch den Umschwung der Erde. Das Wasser
nämlich, welches als flüssiger Körper weniger Schwere als die feste
Erdkugel selbst hat, wird bei dem von W. nach O. geschehenden
Umdrehen der Erde nothwendig ein wenig zurückbleiben, oder dem
Anscheine nach von O. nach W. zu laufen scheinen. Dann hat
auch der Mond auf diese Strömung Einfluß, indem er bei seinem
scheinbaren Umlaufe um die Erde, binnen 25 Stunden in der
Richtung von O. nach W. das Wasser ein wenig erhebt, und so
mit sich forttreibt. Nicht minder müssen die in der heißen Zone
herrschenden Ostwinde eine Bewegung des Meeres von O. nach
W. bewirken. Wir wollen zuerst diese Aequinoktialströmung, die
also eine der Bewegung der Erde um ihre Achse entgegengesetzte
Richtung hat, auf dem Atlantischen Ozean betrachten. Sie be¬
ginnt zwischen Afrika und Amerika an den Küsten von Senegam-
bien und geht bis Westindien. Hier wird sie durch das Festland
von Amerika, welches sich gleich einem von N. nach S. lausenden
Damm ihr entgegenstellt, aufgehalten und zurückgeworfen, so daß
nunmehr nördlich und südlich zwei rückwärts gehende Strömungen
entstehen, davon die nördliche, bekannt unter dem Namen des
Golf-Stromes (weitste aus dem Golf oder Busen von Mexiko
kommt) die merkwürdigste ist. Sie geht längs der Nordküste von
Mittelamerika, der Ostküste von Mexiko und der Südküste der
vereinigten Staaten von Nordamerika, anfangs nach Nordwesten,
dann nach Norden, hieraus nach Nordosten und Osten hin, Wen¬
del sich südwärts um die Spitze von Florida hin, und geht dann
längs der Ost küsse der vereinigten Staaten von Nordamerika nach