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Oesterreich.
bet man hier oft mehrere Generationen zugleich im nämlichen
Hause, Großvater, Vater, Sohn und Enkel in vielfacher Neben-
Verzweigung. Die ganze Familie (Hauskommunion genannt) steht
zunächst unter dem Hausvater. Neben demselben führt die Haus¬
mutter die Leitung des innern Hauswesens und die Aussicht über
die weiblichen Glieder der Familie. Sö ist Ordnung und Ein¬
tracht begründet unter den oft sehr zahlreichen Bewohnern deS Hau¬
ses, und patriarchalische Sitten verbürgen dem Alter Ehrfurcht und
Gehorsam. Manche solcher Hauskommunionen zählt 20, zuwei¬
len bis 80 Köpfe. Jedes Regiment steht unter seinem Obersten,
welcher die Eivil - und Militärgerichtsbarkeit vereinigt; zwei Regi¬
menter stehen unter einem Brigadegeneral > und zwei Brigaden
zusammen sind in der Regel einem Generalkommando untergeord¬
net, welches wieder Unter dem Hofkriegsrathe zu Wien, als der
höchsten Verwaltungsbehörde steht. Diese 4 Generalkommando'-
haben ihren Sitz zu Agram für die Kroatische; zu Peterwardcin
für die Slavonische; zu Temeswür für die Ungarische oder Bana-
tische; und zu Hermannstadt für die Siebenbürgische Gränze.
Man bedarf zum täglichen Kordondienste bei entfernter Gefahr
5000, bei näherer 7000, bei ganz naher Gefahr 11,000 Mann,
und in 4 Stunden kann mittelst der Allarmstangen die ganze
Gränze allarmirt seyn. Auf der trockenen Gränze befinden sich
die Wachtposten in Hütten oder Tschardacken, welche größtentheils
in die Erde eingegraben oder an eine Felsenwand angelehnt und
mit einem starken Dache versehen find; in den Niederungen bet
Donau, Sau und Unna sind sie aus Holz blockhausmaßig gebaut
und vertheidigungsfähig; sie sind in gewissen Entfernungen von
einander errichtet und bilden eine Kette, die längs der ganzen
Türkischen Gränze hinlauft. Die dienenden Gränztruppen machen
mit ihren Offizieren in Friedenszeiken 45,000 Mann aus. In Kriegs¬
zeiten ist ihre Zahl stärker; z. B. 1815 belief sie sich auf 62,000
Mann. Durch Patriotismus und unerschütterliche, innige Anhäng¬
lichkeit an das Fürstenhaus, an die Person ihres Regenten zeichnen
sich die Gränz,'r aus. Stark an Körperkraft, ausdauernd in Be¬
schwerden und Noth, voll Liebe zum Vaterlande und Fürsten, von
Ehrgeiz beseelt, von frühester Jugend an die kriegerische Lebensart
ihrer Voreltern gewöhnt, lebhaft, feurig und talentvoll, mit dem
Boden, den sie betreten, bald vertraut, geschickte, gewandte Schü¬
tzen, vereinigen sie alle Elemente zum trefflichen Soldaten in sich.
Unter allen Gränzern dürften die Kroatischen, zum Theil auch die
Slavonischen und die Szekler vorzugsweise durch militärischen Werth
sich auszeichnen.
Carlowitz, eine Stadt von 5500 E., in der Slavoni¬
schen Militärgränze ist durch ihren Wein und durch den hier ge-
schlossenenen Frieden bekannt. An den Hügeln , welche sich bei die¬
ser Stadt längs der Landstraße hinziehen, wachsen jene wohlschme-