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Oesterreich. 
mützen, welche auf ein gegebenes Zeichen die Balken auf die Schul¬ 
ter nehmen und diese ungeheure Maschine mit großer Sicherheit 
und Geschwindigkeit in Bewegung setzen. 24 Trompeter gehen vor¬ 
an, doch das Schmettern ihrer Trompeten wird kaum vernommen 
bei dem allgemeinen Getöse und noch weniger können sich die Sän¬ 
gergruppen vernehmlich machen, die daher gedruckte Texte verthei¬ 
len. Die Rua hält an mehreren Orten, besonders vor den Häusern 
der Familien, welche die Vicentiner bei ihren einstigen Siegen an¬ 
geführt haben. Unter der französischen Herrschaft war die Feier 
dieses Festes verboten, unter der Oesterreichischen aber ist sie wieder 
erlaubt. 
Verona ist nach Mailand und Venedig die größte, leb¬ 
hafteste und wohlhabendste Stadt des Oesterreichischen Italien und 
nimmt sich mit seinen alterthümlichen Ringmauern, seinen 4 stei¬ 
nernen Brücken und den schönen Hügeln auf der Nordseite male¬ 
risch aus. Die ansehnliche Etsch theilt die Stadt in 2 Theile, 
wovon der auf dem rechten Ufer gelegene Theil das eigentliche 
Verona und der Theil auf dem linken Ufer Veronetta genannt 
wird. Die Straßen sind mit geringen Ausnahmen meistens eng 
und krumm, aber gut gepflastert und an den Seiten mit sehr 
bequemen Pfaden für die Fußgänger versehen; die Bauart der 
Häuser nähert sich mehr der deutschen Anspruchlosigkeit, Bequem¬ 
lichkeit und Heiterkeit als dem Venezianischen Prachtstyl. Unter 
den vielen Römischen Denkmälern, die sich in Verona noch er¬ 
halten haben, ist das merkwürdigste das große, berühmte Amphi¬ 
theater oder die Arena, auf dem Platze B ra, aus Kalkstein nach 
Art des Colosieum zu Rom erbaut, ein herrliches Monument der 
Pracht Römischer Kaiser. Von der innern Bodenfläche, wo der 
Kampfplatz (die Arena) war, und welche 225 F. lang und 133 F. 
breit ist, erheben sich 48 (nach Andern 45) Reihen von Sitzen 
und 96 Stufen in immer weitern Kreisen übereinander. Alle die¬ 
se Sitze sind mit weißem Marmor bekleidet; nichts ist verfallen 
oder zerstört, denn man hat Sorge getragen, das Schadhafte im¬ 
mer mit Genauigkeit zu ergänzen; nur von Außen sieht das 56 
F. hohe Gebäude einer Ruine ähnlich. Der Portikus, der ge¬ 
wöhnlich bei solchen Gebäuden über der höchsten Spitzstufe den 
höchsten Raum einnahm und das Ganze umschloß, fehlt hier und 
von der Mauer, welche ihn trug, steht nur noch ein Stück an 
dessen nördlicher Seite. Der lange Durchmesser des Gebäudes be¬ 
trägt 464, der kurze 367 und der Umfang 1331 F. Die Anzahl 
der Zuschauer, welche auf den Sitzen Platz fanden, betrug nach 
den Berechnungen Einiger 22,000 oder 23,000 und Anderer über 
32,000. In neuern Zeiten ist durch Ausgrabungen das Gebäude 
von allem Schutt befreit worden. — So wie fast jede Stadt Ita¬ 
liens ihr eigenthümliches Volksfest hat, so feiert auch Verona ein 
solches, nämlich das Nockerl fest. Der Ursprung datirt sich
	        
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