Einleitung.
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terwolken streifen sehr tief und ziehen oft unterhalb der Berggi¬
pfel hin. Dagegen erheben sich auch Wolken bis zu einer Höhe
von 30,000 Fuß und noch höher. Eben so verschieden ist die Ge¬
stalt und Farbe der Wolken. Wenn die Dunstblaschen der Wol¬
ken sich in tropfbar flüßiges Wasser verwandeln, so kann dieses
seiner Schwere wegen, die größer als die der Luft ist, sich nicht
schwebend darin erhalten, sondern es fallt zur Erde herab, welche
Erscheinung wir Regen nennen. Man unterscheidet Staubre¬
gen, die aus den feinsten Tröpfchen bestehen; Landregen, die
in größern Tropfen niederfallen, sich gemeiniglich über ganz große
Landstrecken verbreiten, und eine längere Zeit, oft viele Tage nach
einander anhalten; Strichregen, die gewissermaßen als kleine
Gewitter zu betrachten sind, die sich bloß durch Wasser, ohne
Blitz und Donner entladen, und am häufigsten im Frühlinge und
Herbste sind, wo die Warme nicht groß genug ist, um die Aus¬
bildung eines vollständigen Gewitters zu bewirken; Guß- oder
Platzregen, die mehr dem Sommer eigen sind, und sich von
andern Regen durch die Größe der Tropfen und die Menge der¬
selben, welche in einer bestimmten Zeit herabfallen, unterscheiden.
Zuweilen gehen sie in Wolkenbrüche über, worunter man ei¬
nen solchen heftigen Platzregen versteht, bei welchem das Wasser
nicht mehr tropfen-, sondern gleichsam stromweife oder in zusam¬
menhangender Masse herabfallt. Die Regenmenge, welche jährlich
in verschiedenen Gegenden zur Erde fallt, ist nach Lokalumstan¬
den sehr verschieden, und scheint vorzüglich von der Temperatur,
Lage am Meere, an großen Seen, Flüssen, Waldungen, großen
Bergketten und von dem dadurch bedingten Feuchtigkeitszustand der
Luft abzuhängen. In den wärmern Klimaten ist der Regen star¬
ker, in den kältern aber häufiger; die Gegenden am Meere em¬
pfangen mehr als die landeinwärts liegenden. Zwischen den Wen¬
dekreisen, wo es nur zwei Jahreszeiten, eine nasse und eine trockne
giebt, vertritt die nasse oder die Regenzeit, welche aus anhalten¬
den mit Gewitter beginnenden und aufhörenden Gußregen besteht,
die Stelle des Winters, fällt aber in jeder Halbkugel mit dem
höchsten Stande der Sonne, also mit dem astronomischen Som¬
mer zusammen. Sie beginnt mit der Annäherung der Sonne an
den Scheitelpunkt, und endigt, so wie sie sich wieder von demsel¬
ben entfernt.
Der Schnee entsteht durch das Gefrieren der Wassertheil-
chen einer Wolke, wodurch sie zu kleinern oder größern Nadeln
krystallisiren, die sich zu einem regelmäßigen, gewöhnlich sternförmi¬
gen Körper^ verbinden. Wenn mehrere solcher Sternchen sich an
einander hangen, so entstehen daraus größere Schneeflocken. Der
Schnee bildet sich in höhern Luftregionen; denn auf Bergen schneit
es oft, während es in den Niederungen regnet. Eine ganz beson¬
dere Naturmerkwürdigkeit ist der rothe Schnee, welcher sich zu¬
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