Vraunschweig.
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Labyrinths gelangen wir zu einem schönen, von weithin schattenden,
herrlichen Baumen umgebenen stillen Platz, in welchem drei Nischen
angebracht sind. In der einen steht die Büste Lavaters, in der zwei¬
ten die von Gellert, die dritte ist leer. Auf vielverschlungenen, von
mancherlei Baumen beschatteten Pfaden, an denen zu beiden Sei¬
ten viele schöne Gestraucher prangen, gelangt man an einen Arm des
Sees. Eine Gondel steht bereit, und man erreicht eine Insel, wel¬
che ringsum mit Rosen beflanzt ist; eine zweite Gondel empfangt
uns, und wir sind am andern Ufer, gehen über eine niedliche Brücke
und nach wenigen Schritten stehen wir vor dem Gothischen
Hause. Welche herrliche Aussicht! Vier schöne Aussichten ent¬
falten sich hier vor unsern Augen; in der Ferne zeigt uns die eine
mehrere freundliche Häuser, gehüllt in Waldesgrün, die andere ge¬
wahrt einen Blick auf ein schönes, nach Gothischer Art aufgeführtes
Gebäude; dort schimmert ein von Säulen getragenes Dach glänzend
herüber, der Tempel der Flora, und hier sehen wir eine andere ein¬
fachere, aber noch schönere Kuppel sich erheben, die Kuppel des Ve¬
nustempels. Das Gothische Haus, vor welchem wir stehen, hebt
seine Zinnen und Thürmchen bis über die Wipfel dunkler Baume
welche sich auf der einen Seite sanft schattend anlehnen, und vol¬
lendet den Zauber der ganzen Ansicht. In diesem Hause findet man
eine Menge Gemälde, besonders aus der Deutschen und Niederlän¬
dischen Schule, viele ausgezeichnet schöne Gemälde von Lukas Kra¬
nach, einige vorzügliche Glasmalereien und eine kleine Sammlung
von alten Waffen und Rüstungen, namentlich die, welche Bernhard
von Weimar trug. Auch im Schlöffe befinden sich, außer einigen
antiken Statüen und Büsten, viele Gemälde von ausgezeichneten
Meistern; im Floratempel eine schöne antike Statüe aus Herkula-
num und zwei schöne Granitsäulen aus Aegypten; desgleichen im
Pantheon mehrere antike Statüen und Büsten, worunter Apollo
und die 9 Musen; im Monument find die Bildnisse der Fürsten
von Anhalt und im Stein Gemälde aus Herkulanum und viele
landschaftliche Zeichnungen zu sehen.
Das Herzogthum Braunschweig.
Die Herzoge von Braunschweig und die Könige von Han¬
nover machen Ein Geschlecht aus,, wovon die herzogliche Linie die
allere ist, und wir müssen daher die Geschichte beider Länder bis
zu ihrer Trennung unter besondern Fürsten in einer allgemeinen
Uebersicht dem Leser vorführen. Die ersten bekannten Bewohner
der Hannoverischen und Braunschweigischen Lande waren zu den
Zeiten der ersten Römischen Kaiser, wo der Römische Geschicht¬
schreiber Tacitus das alte Germanien in die Geschichte einführt,
Germanische oder Deutsche Völkerschaften, nämlich die Cherus¬
ker, Chauzen, Brukterer, Angri parier (später Engern