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fern Besitze festgesetzt, als 1806 der Französisch-Preußische Krieg
ausbrach und ein französisches Heer Hannover von Neuem über¬
schwemmte und es abermals aussog, bis 1807 der größte Theil
desselben mit dem neuen Königreich Westphalen vereinigt wurde.
Aber zu Ende 1810 nahm Napoleon einen großen Theil des Han-
növerischen von dem Königreiche Westphalen wieder ab und mach¬
te ^ daraus Departements seines Französischen Kaiserreichs. Die
Völkerschlacht von Leipzig 1813 gab Hannover seiner angestamm-
Regentenfamilie zurück. 1814 wurde der bisherige Kurstaat zu ei¬
nem Königreich Hannover erhoben, dessen Gebiet, vermöge des
Wiener Kongresses 1815, eine bedeutende Vergrößerung erhielt,
indem die Fürstenthümer Ostfriesland und Hildesheim, die Reichs¬
stadt Goslar, ein Theil des Fürstenthums Münster und des Eichs¬
feldes und die niedere Grafschaft Lingen von Preußen und einige
Aemter von Kurhessen an Hannover abgetreten wurden; auch er¬
hielt es die Oberhoheit über die Grafschaft Bentheim, über daS
Arembergische Amt Meppen und über einen Theil von Rheina-
Wolbeck, und trat dem Deutschen Bunde bei, wogegen es nur 2
Aemter und den größten Theil des Lauenburgischen an Preußen
überließ. Nach seines Vaters Tode 1820 bestieg der Prinz-Re¬
gent, unter dem Namen Georg IV. als König von Großbritan¬
nien und Hannover den Thron, der schon 1819 die landständische
Verfassung des Königreichs Hannover vom I. 1814 dahin abgeän¬
dert hatte, daß statt der einen Kammer, zwei gebildet wurden.
Nach dem 1830 erfolgten Tode Georgs IV. ist Wilhelm IV.,
der jetzige König, auf den Thron gelangt. Da derselbe als König
von Großbritannien nicht im Königreiche Hannover sich aufhält, so
vertritt dessen Bruder Adolph Friedrich, Herzog von Cam¬
bridge (spr. Kembritsch), als Vizekönig, seine Stelle.
Braunschweig, die Haupt- und Residenzstadt des Her«
zogthums, liegt in einer großen, fruchtbaren Ebene, an der Ocker,
welche die Stadt in mehreren Armen durchfließt, ist statt der vori¬
gen Festungswerke, jetzt von schönen Anlagen und Gärten umge¬
ben, und von 35,000 Menschen bewohnt. In diesen Anlagen
erhebt sich die 1823 errichtete 60 F. hohe eiserne Spitzsäule, auf
einem von 4 eisernen Löwen umgebenen Piedestale von Sandstein,
zum Andenken des am 14. Oktober 1806 bei Auerstädt verwunde¬
ten Herzogs Karl Wilhelm Ferdinands und seines Sohnes, des
am 16. Iunius 1813 in der Schlacht bei Quatrebras gefallenen
Herzogs Friedrich Wilhem. Die größtentheils breiten und wohl
gepflasterten Straßen sind an den Seiten mit steinernen Platten
belegt und mit vielen großen ansehnlichen, aber auch noch vielen
altmodischen Häusern besetzt. Das vormalige Residenzschloß, der
graue Ho f genannt, wurde bei dem Aufstande am 7. September
1850 bis auf den linken Flügel eingeäschert. An seiner Stelle
wird jetzt ein ganz neues Schloß gebaut, dessen Bau schon weit