Lübeck. 
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Die freie Stadt Lübeck. 
Ein alter Slavischer Volksstamm, die Milzen oder Wilsen 
erbaute unter ihrem Köniqe Liuby an der Mündung der Schwar¬ 
tau in die Trave einen Waffenplatz gegen die Obotciten. Dies war 
das a l t e L ü b e ck oder wie es in den Urkunden vorkommt, Olden 
Lubeke, welches, nachdem es in der Folge von den Obotciten und 
von einem ihrer-Fürsten 1105 zur Residenz erwählt worden war, 
mehr und mehr aufblühete; doch schon 1159 ging es durch die Ver¬ 
heerungen der Rugier, eines alten Germanischen Volksstammes, der 
wahrscheinlich auch die Insel Rügen inne hatte, unter. Hierauf 
entstand 1145 durch Adolph II, Grafen von Holstein die jetzige neue 
an einem andern Orte, zwischen der Trave und^Wackenitz gelegene 
Stadt Lübeck. Die wenigen Einwohner von Altlübeck, die sich durch 
die Flucht gerettet hatten, waren die ersten Bewohner des Ortes, 
auf den sie nun den Namen Lübeck übertrugen; zu ihnen gesellten 
sich Ansiedler aus Westphalen, Friesland und von der Küste Pom¬ 
merns. Obgedachter Graf von Holstein überließ 1158 das neue Lü¬ 
beck an den Herzog von Sachsen, Heinrich den Löwen, der die 
Stadt ausbaute, und ihr ihre Statuten, das berühmte Lüb ische 
Recht, welches so viele Städte und Lander annahmen, und große 
Vorrechte ertheilte. Nun wuchs die junge Stadt schnell heran und 
breitete ihren Handel und Schifffahrt weit aus. Nach Heinrich des 
Löwen Fall, bemächtigten sich 1201 die Danen derselben, ohne je¬ 
doch sich lange in ihrem Besitze behaupten zu können; denn schon 
1226 finden wir Lübeck im Genusse der Reichsstandschaft und Unmit¬ 
telbarkeit und als Reichsstadt, was sie der Gewogenheit des Kaisers 
Friedrich 11. verdankte. Von dieser Zeit an, nahm ihr Handel ei¬ 
nen hohen Aufschwung, verbreitete sich über die fernsten Meere und 
sie ward der Stapelplatz des Ostseehandels. Doch vorzüglich von dem 
Jahre 1241 an, in welchem sie mit Hamburg den Bund schloß, aus 
dem sich die berühmte Hansa entwickelte, deren Haupt sie wurde, 
vergrößerten sich ihr Handel und ihre Schifffahrt, und so lange das 
Ansehn und die Macht dieses Bundes fortdauerten, blieb Lübeck eine 
mächtige, reiche, stark bevölkerte Stadt, die selbst noch gegen die 
Mitte des 16. Jahrhunderts 80 bis 90,000 Einwohner hatte. Als 
aber gegen Ende des 16. Jahrhunderts der Hanseatische Bund in 
Verfall gerieth und der Handel überhaupt allmahlig eine andere 
Richtung nahm, war Lübecks goldenes Zeitalter dahin, und wenn 
auch noch jetzt sein Handel nicht unwichtig ist, so steht er doch 
seiner frühern Wichtigkeit nach, und wird sich auch nie wieder zu 
seiner vorigen Größe erheben können. 1802, wo so viele Reichs¬ 
städte Deutschlands aufhörten, behielt Lübeck seine Reichsfreiheit 
und bekam durch den Reicksdeputationsabschluß für die Abtretung 
einiger Dörfer im Mecklenburgischen einen bestimmten Landbezirk 
des Hochstifts Lübeck zum Ersätze und zur Abrundung seines Ge- 
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