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Preußischer Staat.
Schmredeberg oder Hirschberg oder Warmbrunn angetreten wird.
Die merkwürdigsten Partien des NiesengebirgeS auf Preußi¬
schem Gebiete sind: auf dem westlichen Flügel; 1) der Reif-
träger, am nordwestlichen Ende deS Riesengedirges, ein aus
Mächtigen über einander gelagerten Granitwänden bestehender Berg,
der oben £ Stunde lang ist und eigentlich auS 2 Felsmassen ge¬
bildet wird, der höher« westlichen, deren kahler Scheitel 4580 F.
über der Ostsee und der etwas niedrigern östlichen Kuppe. Die
Aussicht von der erster« ist eine der weitesten, da man hier das
Jsergebicge und einen Theil von Böhmen, fast die ganze Lausitz
und einen Theil von Schlesien überschaut. Südlich hinter dem
Reifträger breitet sich auf der Höhe die Kraniz- oder Granz-
wiese aus, von Einigen irrig die Kranichswiese genannt,
wo die Quellen des Zacken sind, der ostwärts vom Reiftrager
durch eine Vertiefung des Kammes nach Schlesien hinabrauscht
und bei Hirschberg in den Bober geht. Zwei Nebenbache des
Zacken, nämlich der Zackerle und der Kochel machen zwei sehens¬
würdige Wasserfalle, wovon der erstere 100 —- 120 F. in 5 Ab¬
sätzen und der letztere zuerst über eine breite, glatte Felswand et¬
wa 15 F. und dann über eine zweite senkrechte gegen 50 F. hohe
Felswand herabstürzt. — 2) Die zwei Schn eeg r ub e n, östlich
vom Spitzberge oder Korallenste ine, einer zackigen und
nur mäßig über den Kamm sich erhebenden Felspyramide. Die
Schneegruben, die kleine oder westliche, dem Spitzberge zunächst
und die große oder östliche an der Abendseite des großen Rades,
sind zwei 800 bis 1000 F. tiefe Klüfte, durch eine von der Höhe
des Gebirges sich herabziehende und vorspringende Felsenwand ge¬
trennt. Die Höhe des obern Randes der kleinen Schneegrube
ist 4490 F. über der Mceresfläche. Mir Erstaunen und Furcht
erblickt man die ungeheuren Felsenwände, Nadeln und Säulen
von Granit, die aus der gähnenden Tiefe heraufragen. Die gro¬
ße Grube ist tiefer, weiter, nackter und schauerlicher, ihre Fels¬
massen sind zerrissener, kühner und sonderbarer geformt, als der
kleinen, in welcher man zwischen den stockwerkartig über einander
aufgesetzten Granitwanden hier und da krautcrreiche Platze er¬
blickt. Am nordwestlichen Rande zeigt sich tief in den Granit
eingesenkt ein nach unten immer mächtiger werdendes Lager von
Basalt. In dem untern und vordern Theile beider Gruben
drängt sich fast überall zwischen den Felstrümmern dichtes Knie¬
holz hervor. Den Winter über häuft sich in diesen Gruben eine
fürchterliche Schneemasse, die auch den Sommer über nicht ganz
wegschmilzt, weil kein Strahl der Sonne in diese grausigen Schlün¬
de dringt. Doch unter eben dieser eisigen Decke, und durch sie
genährt, rieseln die zahlreichen Quellen des Kochel hervor. —
5) DaS große Rad, der höchste Berg des westlichen Flügels
des Riesengebirges, 4700 F. über dem Meere, hat die Gestalt