Der Friede des Dreißigjährigen Krieges. 119
Flittern und einen grünen Zweig in der Hand haltend. 2. Auf der an¬
dern Seite gegen das Dorf standen die Mannspersonen und vor den¬
selben die Gerechtigkeit in einem schönen weißen Hemde, einen grünen
Kranz auf dem Kopfe, ein bloßes Schwert und gelbe Wage in den
Händen tragend. 3. Gegen das Feld auf dieser Seite standen die Jung¬
gesellen mit Röhren, etliche mit bloßen Schwertern, und vor denselben
der Mars, als ein Soldate gekleidet und eine Armbrust in den Händen
tragend. 4. In der Mitte standen die Schüler, Hausleute und Adju¬
vanten neben mir. Da habe ich eine Erinnerung getan, daß wir oft
mit tränenfließenden Augen zu unsern Toren hätten ausfliehen und
räumen müssen, und wenn der Sturm vorüber, mit Freuden wieder
heimgegangen wären, ungeachtet wir alles verwüstet, zerschlagen und
umgekehrt gefunden. Also wären wir billig itznnd, dem lieben Gott
zu Ehren, vor unser Tor herausgegangen, nnd weil er uns durch gnä¬
dige Verleihung des edlen, lang erwünschten Friedens von dergleichen
Verwüstung, Fliehen und Flüchten errettet habe, wollten wir auch
jetzt zu demselben Tore hineingehn mit Danken und zu seinen Vor¬
höfen mit Loben und wollten dazu unsere Stimmen einmütig erheben
und singen: „Allein Gott in der Höh' sei Ehr' usw." 5. Unter Musi-
zierung dieses Gesätzleins näherten sich der Friede uud die Gerechtig¬
keit einander mehr und mehr. Aus die Worte: „All' Fehd' hat nun
ein Ende" steckten die mit bloßen Schwertern dieselben ein, die mit
den Büchsen taten einige Salven und kehrten sie darauf auch um. Der
Friede winkte denen hierzu bestellten; die nahmen dem Marti, welcher
tat, als wollte er sich wehren, seine Armbrust und zerbrachen sie ihm;
Friede und Gerechtigkeit traten zusammen und küßten sich. • 6. Darauf
wurde der angefangene Gesang fortgesungen, und schickte man sich
an zu gehn. Vor den Schülern ging Andreas Ehrhardt nach Vermögen
ausgeputzt, einen Stab über der Hand, mit einem grünen Kranz um¬
wunden. Darauf folgten die Schüler alle mit grünen Kränzen auf
den Häuptern, grüne Zweige in den Händen, und hatten die Kleinen
weiße Hemden an, darauf die Adjuvanten und Spielleute, nach diesen
ich, der Pfarrer, neben dem Herrn Pfarrer von Vargnla, welcher zu
mir gekommen war. Nach uns gingen die Mägdlein, die kleinen vorher,
die großen darnach, alle nach ihrem Vermögen geschmückt und grüne
Kränze auf ihren Häuptern. Nach diesen ging der Friede und hinter
ihnen Knaben, die trugen einen Korb mit Wecken, eine Schüssel mit
Apfeln, welche hernach unter die Kinder ausgeteilt wurden, item aller¬
lei Früchte des Feldes.
Auf diese folgten die adeligen Jungfrauen neben ihren Muhmen,
welche sie zu sich gebeten, nach ihnen die Edelleute von Seebach, Sach¬
sen und andere, die zu ihnen gekommen waren. Nach diesen ging die
Gerechtigkeit und hinter ihr her die Heimbürger uud Gerichtsschöppen,
alle weiße Stäbe in den Händen tragend, mit grünen Kränzen um-