West in dien. 
261 
sich in die unzugänglichen Gebirge deS Innern Westindiens oder Gua¬ 
yanas geflüchtet haben und in Freiheit und Unabhängigkeit leben. 
Dergleichen gab es besonders viele auf der Insel Jamaica, die öftere 
Kampfe mit den Weißen hatten und die größten Grausamkeiten gegen 
solche ausübten, die in ihre Hände sielen. Nach dem Traktat, den 
sie 1739 mit den Weißen abgeschlossen hatten, bauten sie sich auf 
dem Lande an, das ihnen zur Wohnung angewiesen worden war. 
Ihr Hauptsitz war Trelawn y-Town, im Gebirge gelegen und in 
gleicher Entfernung von den Städten Montego-Vai und Falmouth. 
Sie lebten aber in Wildheit und ohne dem Raube gänzlich zu entsa¬ 
gen, fort; daher kam eS aufs Neue (1793) zu einem langen und 
gefahrvollen Kampfe, der vielen Britten das Leben kostete und damit 
endigte, daß der größte Theil der Maron-Neger nach Neuschottland 
und endlich nach Sierra Leona (B. 11. S. 898) versetzt wurde. 
Noch leben auf Jamaica *) ohngefahr 1200 Maron-Neger, welche zu 
der Zeit, als noch die Sklaverei bestand, den Weißen dadurch gute 
Dienste leisteten, daß sie die entlaufenen Sklaven einsingen und an 
die Weißen ablieferten. Da diese Maron-Neger von ihrer frühesten 
Jugend an die Gebirge der Insel in allen Richtungen durchziehen, so 
sind sie mit allen Desilven und dem ganzen Terrain aufs Genaueste 
bekannt. Dabei sind sie im Gebrauche des Gewehrs geübt unb be¬ 
sitzen nicht allein hierin eine ungemeine Fertigkeit, sondern auch eine 
vollkommene Kenntniß der besondern Art von Kriegführung, welche für 
dieses Land sich eignet. Ihre Waffen sind eine leichte Muskete, ein 
kurzer Sabel und ein Paar Pistolen. Sie bilden jetzt einen Theil 
der Landmiliz und sind gleich den Linienregimentern in Kompagnien 
organisirt, erhalten jährlich eine Summe von der Regierung und den¬ 
selben Sold wie die Miliz, wenn sie zum aktiven Dienst aufgerufen 
werden. Sie tragen keine Uniform, sondern kleiden sich nach ihrem 
Geschmack und nach ihrem Vermögen. Zum Theil sind sie wie die 
Englischen Matrosen gekleidet, nämlich in einen dunkelfarbigen Kittel 
und Hosen, mit einem Hute von der gröbsten Art oder einer eben so 
groben wollenen Mütze. Sie treiben mit ihren Europäischen Nachbarn 
einen kleinen Handel und ernähren sich in der Nahe der Flüsse grö߬ 
tenteils durch die Fischerei, fern von denselben liefert ihnen der Pisang 
die nöthige Nahrung. Auch ziehen sie in ihren Garten Pams, Ba¬ 
taten und einige andere gewöhnliche Gemüsearten. Sie haben unter 
dem Namen Oberaufseher einen Europäischen Offizier zum Befehls¬ 
haber, von dem sie alle Befehle bei gewöhnlichen Gelegenheiten empfan¬ 
gen, und an welchen sie sich in allen Streitigkeiten wenden, die unter 
ihnen selbst vorfallen. Willig und mit Ergebung unterwerfen sie sich 
*) Stewart, Gemälde von Jamaica. Aus dem Englischen Ins Deutsche 
übersetzt. Jena 1824.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.