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Amerika.
Nahrung zu dienen, nicht gehalten und dis Hunde nur hi der grö߬
ten Noch geschlachtet. Fischfang und Jagd sind daher die einzigen
Nahrungsquellen der Eskimos, daher denn auch diese ganze Tage
damit zubringen und die das Meer und Land bewohnenden wilden
Thiere verfolgen. Auf diefe Art führen sie ein Leben voll Kunstgriffe
und Abenteuer, wobei Energie und Ausdauer und viele andere Eigen¬
schaften sich entwickeln. In Ermangelung oder bei großer Seltenheit
von Holz und Eisen, bedienen sie sich der Thierknochen, deren sie von
allen Formen und Größen besitzen. Die Bogensehnen und Stricke
bereiten sie aus den zähesten und elastischsten Thierhauten, welche sie
in lange Streifen zerschneiden. Wahrend des kurzen Sommers ver¬
folgen sie, mit Bogen und Pfeilen bewaffnet, das Rennthier, dessen
Fleisch als Speise und dessen Haut als Kleidung sie allen andern vor¬
ziehen. Die Eider- und andere Ganse dienen ihnen ebenfalls zur
Nahrung, wahrend deren Haute, mit den Federn nach innen gekehrt,
eine leichte und behagliche Kleidung gewahren. Jedoch treibt der früh¬
zeitige Winter diese Thiere in großen Schaaren nach milderen Him¬
melsstrichen ; und von der Zeit an, nämlich wahrend eines 9monatlichen
Zeitraumes jährlich, muß die Nahrung in den Gewässern gesucht wer¬
den. Mit der unermüdlichsten Geduld lauert der Eskimo, indem er,
um sich gegen die Kalte zu schützen, häufig eine kleine Schneeschutz¬
wehr errichtet, bis eins der großen Seethiere aus der Wasseroberfläche
hervortaucht, um Athem zu schöpfen. Sobald dies geschieht, wirft ec
einen Wurfspieß oder eine Harpune darnach. Die Eskimos besitzen
diese Waffen in verschiedenen Formen und Größen und schleudern
dieselben mit einem langen, daran befestigten Tau fort. Ihre größte
Unternehmung besteht übrigens in der Jagd auf den Wallsisch, wozu
sich viele Eskimos, mit den verschiedenartigsten Waffen versehen,
vereinigen. Der Wallsisch taucht, sobald er von einem Wurfspieß
getroffen worden, unter; da er genöthigt ist, nach kurzen Zwischen¬
räumen wieder hervorzukommen, so wird er stets aufs Neue ange¬
griffen, bis endlich durch Ermattung und Blutverlust überwältigt,
derselbe ihre Beute wird. Ein Eskimo nimmt, selbst wenn er allein
ist, keinen Anstand, den Eisbar anzugreifen, dieses grimmigste
und fürchterlichste aller Thiere in den Polargegenden. In die¬
sem Kampfe muß er jedoch durch eine Koppel seiner getreuen Hunde
unterstützt werden, welche furchtlos vordringen, das Thier aufhalten
und es von allen Seiten anfallen, wahrend der Eskimo mit seinem
Speer herankommt und mit einer fast übernatürlichen Gewandtheit
den furchtbaren Sprüngen des wüthenden Ungeheuers ausweichend, es
durch wiederholte Stiche tödtet. Schlingen, Gruben und Fallen
werden ebenfalls mit Geschicklichkeit, hauptsächlich zum Fangen der
Vögel und Füchse aufgestellt.
Die Eskimos zeigen eine geringe Klugheit bei dem Verbrauch
ihrer Lebensmittel. Sobald die Nachricht von dem Fange eines