Full text: Die Bewohner der Erde oder Beschreibung aller Völker der Erde (Theil 10)

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Asien. 
leren eine gar keinen Tempel hat, eine andere schlechte 
und kleine Tempel, aber so vornehme Diener und Prie¬ 
ster, daß sie, wie die Edelsten des Landes, zwei Sabel 
tragen. — Ein Haupttempel des einen Götzen, deS 
Amida, wird fast allgemein geehrt, wiewohl er sehr 
elend gebaut ist. Ein Spiegel von Metall in demselben 
zeigt die Allwissenheit und Herrlichkeit des Götzen an — 
an den Wanden hangen Papierschnihel, die Reinheit des 
Orts anzudeuten. Hundert kleine Kapellen geringerer 
Götzen haben jede ihre eigenen Wachter. Von allen Or¬ 
ten wallfahrtet man zu diesem Tempel; Arme betteln sich 
durch, mit einer Strohmatte statt Nachtdecke auf dem 
Rücken; einen Reisestab in der Hand; eine Schale, auf 
welcher Name und Wohnort des Pilgers stehn, am 
Gürtel, sowohl um Wasser damit zu schöpfen als Almo¬ 
sen darin aufzunehmen. Lose Vögel benutzen die Wall¬ 
fahrt, um darauf zu betteln ; viele führen unterwegs 
Spiele, meist geistliche Geschichten auf, und schlagen die 
Zither; Sängerinnen begleiten oft stundenlang die Reisen¬ 
den. Einige Pilger gehen, bis auf einen Strohbüschel 
um die Schaam, ganz nackt, aus einer Art Gelübde. 
Vor dem Hause eines ausgewanderten Pilgers ist ein Pa¬ 
pierstreifen über die Thüre gezogen, damit kein Unreiner 
ins Haus trete und dem Pilger Schaden bringe. — Man 
führt die Pilger im Tempel herum, und erzählt ihnen 
die Thaten der Götter, und bewirthet -ste einige Tage, 
wofür diese aber Geschenke geben müssen. Dagegen em¬ 
pfangen sie eine Schachtel, mit Papier umwickelt und 
kleinen Stückchen gefüllt, als Ablaß. Eine solche Schach¬ 
tel ist ein großes Heiligthum. An dem Orte dieses Tem¬ 
pels werden auch die neuen Kalender gedruckt, und durchs 
ganze Land versendet. Bei
	        
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