Das Gebirge.
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blühenden Rosen, und steht endlich an der Felsenküste
des brandenden Meeres. Eine Klimareise, wie man sie
nur in Norwegen machen kann. Der mildeste Theil
des norwegischen GebirgslandeS ist der S.O. Dort zieht
der Gebirgsrücken mehr gegen W-, und die ganze O.Hälfte
gebort schon zu den Abfällen des Gebirges. Hier ist
daher, z. B. um den großen Mjö-See (9 M. l., 3 br.,
2700' üb. d. M.), ziemlich bedeutender Kornbau, auch
Waizen. — Mehr im S. von Norwegen, wo die Fjelde
schnell bis zu nur noch 1500' herabsteigen, und auch der
Abfall zum Meer hinab nicht so schroff ist, trifft man
unterhalb der Region der nackten Felsenböhen und der
Waldungen eine schmale Region des trefflichsten Gras-
wuchses, auch Kornfelder, und Kirschbänme (beiläufig fast
das einzige Obst!), wo niedliche hölzerne Häuser freund¬
lich zerstreut liegen.
Merkwürdig aber ist, wie die ganze Westküste die¬
ses rauhen GebirgslandeS bis znm Nordkav hinauf gleich¬
sam ein ganz anderes Land ist. Namentlich in den ge¬
schützten Fjorden des S., wie im Sognefjord, in den
Fjorden von Bergen rc., tritt unter dem Grauen der
inneren Gebirge eine wunderbar milde Natur hervor,
mit Blumenflor und edleren Fruchtarten. Siehe nachher
beim Klima.
§306. Im felsigen Norden freilich, sowie aufden Felsen¬
inseln der nördlichen W.Küste, den Lofoten, ist Fischfang
und Jagd (Bogeljagd, wie aufden Färöern) der alleinige
Betrieb der Bewohner. Diese kahlen, 2000 bis 4000'
hohen, wilden, schroffen, nebel- und stnrmvollen Inseln
umfluthet ein beinahe unaufhörlich stürmisches Meer.
Besonders furchtbar toben die Wogen in einigen Sunden,
wo die der Meeresströmung entgegenwirkende Fluth die
fürchterlichsten Meereswirbel erzeugt, wie der Mal ström
(vom kreisenden Mahlen), und der noch gefährlichere
„Saltströmmen", der einen völligen Wasserfall, weithin
hörbar, bildet. Und doch ist es gerade diese wundersame
Bildung der W.Küste mit den tiefen Fjorden und der