Die Bewohner und Wohnstätten.
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des herrscht große Mannigfaltigkeit der Bewohner in Ge¬
stalt, Sitten, Mundarten, Trachten u. s. w. —
Besonders an den kühnen Fischern der zerrissenen West¬
küste und an den einsamen Hofbewohnern der norwegischen
Gebirgswildniß erkennt man noch die gewaltigen Nor¬
mannen, die einst unter ihren vielen „Seekönigen", stol¬
zen Prinzen, mit ihrem einzigen Erbe, ärmlichen Schiffen,
in die Welt hinaus entlassen wurden, auszogen, an frem¬
den Gestaden eine Heimat zu erobern, oder durch See¬
raub ihren Unterhalt zu suchen. Doch gründeten sie auch
Staaten und Reiche, wie Island, Rußland, in Nordame¬
rika Wiuland (bis in's 12. Jahrh.), die Normandie in
Frankreich (911). Nachdem diese Auswanderer auf Sici-
lien, in England rc. mit dem Christenthum bekannt ge¬
worden waren, hiengen doch ihre zu Hause gebliebenen
Brüder noch lange mit zäher Liebe an ihren altgermani¬
schen Göttern, bis (um 1000 n. Chr.) der Verkehr mit
England und der starke Wille der beiden Könige Olaf
zur allmählichen Annahme der neuen Religion führte.
Die Reformation dagegen drang von Dänemark aus, mit
welchem Norwegen 1397—1814 vereinigt war, schnell
genug durch das Land.
§ 369. Sehr malerisch, im südöstlichsten Busen von
N., liegt am langen wechselreichen Fjord, umgeben von
steilen Bergen, tiefen Thälern, schönen, mit Schiffen be¬
deckten Meerbusen, Inseln, lieblichen Landhäusern (Lücken,
Lökkers genannt) und herrlichen Wiesen, die Hauptstadt
Christiania (im Stift Agershuus); der schönste Theil
der reichen, gutgebauten Stadt am bedeutenden Handels¬
hafen. Sie hat 65,000 E., eine Universität mit etwa
700 Studirenden, andere höhere Schulen, gelehrte und
Knnstvereine, Festung, Schloß, auch Fabriken rc. Weiter
unten am Fjord Drammen, Hauptholzhandelsplatz N.'s,
Eisenwerke rc., 13,870 E. — In der Mitte des südlichen
Gebirgslandes die Gebirgslandschaft Thelemarken, das
Land der prachtvollen Wasserfälle und der Hardanger
Hochwaiden mit ihren Sennereien und kräftigen Bewoh¬