Object: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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3. Städtebau. Während des Waffenstillstandes ließ Heinrich Burgen an— 
legen und Städte mit Mauern und Gräben versehen, damit sie das Land gegen 
den Feind schützen könnten. Die Burgen und Städte aber erschienen den an 
Freiheit gewöhnten Deutschen wie Gräber, und sie hatten keine Lust, darin zu 
wohnen. Da befahl Heinrich, daß jeder 9. Mann in die Stadt ziehen sollte. 
Dieser hatte die Wohnung in der Stadt für seine 8 Gefährten herzurichten. 
Die Landbewohner aber waren verpflichtet, ihm seinen Acker zu bestellen und den 
3. Teil ihrer Feldfrüchte als Vorrat in die Stadt zu liefern. Dafür fanden 
sie während eines Krieges Schutz hinter den dicken Mauern und hohen Wällen 
der Stadt. Zu dieser Zeit entstanden Quedlinburg, Goslar, Magdeburg u. v. a. 
Städte; daher heißt Heinrich auch der „Städteerbauer“. Die Leute in der Stadt 
GBurg) erhielten den Namen „Bürger“. Der Kaiser verlieh ihnen manche Vor— 
rechte, schenkte ihnen Ländereien und Forsten und verlegte Messen und Märkte in 
die Städte. Mancher Leibeigne flüchtete in die Stadt. Hatte er „Jahr und 
Tag — dahr 6 Monat und 3 Tage) darin gewohnt, so war er frei ge⸗ 
worden, und sein Herr konnte ihn nicht wieder zurückfordern. 
4. Heer. Sodann benutzte Heinrich die Zeit des Waffenstillstandes zur Aus— 
bildung seines Heeres. Zunächst wurde der Heerbann erneuert; aber die Mann— 
schaft kämpfte damals meist nur zu Fuß. Um den Ungarn erfolgreich entgegen— 
treten zu können, mußte Heinrich eine tüchtige Reiterei haben. Darum verordnete 
er, daß die Dienstleute und Knechte seiner Vasallen von Zeit zu Zeit zu Pferde 
erscheinen mußten; dann wurden Kampfesübungen in Reih und Glied angestellt 
und gewöhnlich 2 Parteien gebildet, die gegeneinander fochten. 
5. Gründung der Nordmark. (S. Mark Brandenburg S. 19.) 
6. Sieg über die Ungarn. 933. Die 9 Jahre des Waffenstillstandes 
waren zu Ende. Als nun wiederum die Gesandten der Ungarn erschienen, den 
Tribut einzufordern, verweigerte ihnen Heinrich die Abgabe. Racheschnaubend 
zogen die Gesandten heim. Bald verkündeten brennende Dörfer den Einbruch der 
Ungarhorden. Heinrich rief alle streitbaren Männer zusammen und stellte sich den 
Ungarn bei Riade an der Unstrut entgegen. Als die Ungarn aber die dicht ge— 
schlossenen Reihen der deutschen Reiter erblickten, jagten sie eiligst davon. Viele 
gefangene Deutsche wurden nun aus dem Lager der Ungarn befreit. 
8. Otto IJ. 936 973. 
1. Wahl. Nach dem Tode Heinrichs versammelten sich die Fürsten und 
wählten seinen Sohn Otto einstimmig zum König. Bald darauf begab sich Otto 
nach Aachen, um sich in der alten Kaiserburg Karls d. Gr. krönen zu lassen. So 
groß war die Macht und das Ansehen des Kaisers, daß ihn sogar die Herzöge 
des Reiches beim Festmahle bedienten. Der eine setzte als Truchseß die Speisen auf 
den Tisch, der andre war Mundschenk, der dritte sorgte als Marschall für die 
Unterkunft der Ritter und Pferde, der vierte ordnete als Kämmerer die ganze Feier. 
2. Schlacht auf dem Lechfelde. 955. Während Ottos Regierung kamen 
die Ungarn noch einmal nach Deutschland. In ungeheurer Zahl drangen sie durch 
Osterreich in Bayern ein. „Nichts soll uns aufhalten,“ so prahlten sie, „es müßte 
denn der Himmel einstürzen oder die Erde sich aufthun, uns zu verschlingen.“ Sie 
kamen bis vor das reiche Augsburg. Dort lagerten sie am Lech und suchten die 
Stadt einzunehmen. Indes rückte Otto mit einem Heere heran und lagerte sich auf 
der linken Seite des Flusses. Die Ungarn aber konnten die Zeit des Angriffs 
nicht erwarten und schwammen mit ihren Pferden durch den Lech. Zuerst brachten 
ihre Pfeilschwärme die Deutschen etwas in Verwirrung, bald aber gewannen Ottos 
Scharen die Oberhand, und die Ungarn liefen in wilder Flucht davon. Überall,
	        
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