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Union.
§ 647. Daß einst die Tolteken und später die Az¬
teken nach Mejiko gekommen seien, sagt dort die allge<
meine Ueberlieferung. Noch findet man im Mississippi-
thal und sonst ungeheure Erdwerke, Vierecke, Achtecke,
Kreise zur Vertheidigung wie zu heiligen Zwecken, z. B.
in Ohio eine 1000' lange Schlangengestalt; 00' hohe
Erdhügel als Grabstätten mit schönen Silber- und Kupfer¬
zierrathen, Muscheln und Thongeräthen. In Neu-Mexiko
lebt noch ein Stamm kultivirter, fast weißer und fried¬
licher Indianer, die Moqins, die in Dörfern und Stein¬
häusern wohnen, Feld- und Obstbau mit künstlicher Be¬
wässerung treiben, während die Frauen nur die Haus¬
geschäfte besorgen. Auch an den Ufern des Gila und
Colorado hatte man längst Ueberreste höherer Kultur
gefunden. Mau weiß die frühere Nation nicht zu be¬
nennen; doch auch die Indianer der letzten Jahrhunderte
bauten im Mississippibecken ihren Mais, lebten in dauern¬
den Wohnplätzen, und machten ihre Jagd- und Streifzüge
nur zu Fuße, ihre Kriegszüge im Schutze des Urwalds.
— Die Prairie-Indianer dagegen sind Kriegernomaden,
die auf ihren Rossen oder Maulthieren wohlbewaffnet
umherschweifen, unter Häuptlingen gegen die civilisirten
Anwohner „ehrenhafte" Nanbzüge ausführen, und die
Weißen beständig bekriegen; während die Indianer der
Mitte bereits in stummer Wehrlosigkeit der Habgier dieser
Eindringlinge unterliegen.
Die Engländer richteten ihr Augenmerk auf N.A. in
Folge des großen Aufschwungs unter Königin Elisabeth;
ihre Seefahrer durchforschten die Küsten und munterten
zu Niederlassungen auf. Sie begannen in Virginien (zu
Ehren der Jungfraukönigin so benannt) 1585 und 1607;
die ersten Neger wurden 1620 eingeführt. Presbyteria¬
ner, Independenten und Quäker siedelten sich mehr im N.
an. Indessen hatten Spanier, um eine Hngenottencolonie
auszurotten, schon 1565 Florida besucht, Holländer 1615
am Hudson ein Neuniederland gegründet, Schweden 1608
am Delaware sich niedergelassen. Deutsche folgten ihnen,