Veteranihöhle. Czernathal.
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Trajan eine Brücke hinter der letzten Klippe des eisernen Thores. Auf 20 Pfei¬
lern von 150 Fuß Höhe und 6O Fuß Stärke schritt sie in Bogen von 170 Fuß
über den Strom, Thürme mit Thoren gleich Triumphbogen schützten die beiden
Enden der Brücke, welche jedoch nur 18 Jahre gestanden hat.
Aus österreichischem Ufer schreitet eine Kunststraße neben der Donau her,
deren Herstellung mit vielen Kosten und Zeitaufwand verbunden war, denn theil-
weise mußten Felsen gesprengt, Abgründe gefüllt, Spalten überbrückt und die
Straße selbst geebnet werden. Der menschliche Wille besiegte endlich den festen
Stein, drängte das Gebirge einige Klaftern bei Seile und öffnete dem Handel
eine wichtige Straße. Sechs Stunden von Orsowa aufwärts am linken Donau¬
ufer dagegen öffnet sich unterm Blutberg die 100 Fuß lange und 60 Fuß breite
berühmte Veteranihöhle mit ihren Kammern, in welcher sich im Jahre 1691 an
300 Oesterreicher gegen Tausende von Türken vertheidigten. Mit Kanonen be¬
schoß der Feind den Eingang, Arnauten erklimmten mit Steigeisen die Höhe des
Felsen und wälzten ungeheure Steinmassen in die Höhle, aber die tapfern Vete¬
ranas wehrten sich herzhaft, obschon in Gefahr, vom Pulverdampf zu ersticken
oder zu verdursten. Erst nachdem alle Musketen zersprungen waren, gewann der
Feind die Oberhand; doch die dankbare Nachwelt hat zum Andenken an die tapfre
That die Höhle die veteranische genannt.
Orsowa liegt am Ausgange zweier wichtigen Straßen, die von hier aus in
die Monarchie durch Thore oder Pässr führen. Wie die Schvl durch den Vulkan¬
paß unv der Alt durch den Rothenthurmpaß nach Siebenbürgen den Weg bah¬
nen, so dringt man von Orsowa aus auf die Donaustraße oder das Tschernathal
hinauf über Karansebes in das Banat ein. Wir folgen dieser Straße, um den
Theil der Militärgrenze kennen zu lernen, welcher sich nordöstlich an den sieben-
bürgischen Gebirgen hinauszieht und meist von Walachen bewohnt wird.
Das Tschernathal ist wild romantisch, wozu die mit einer lebendigen Hecke um¬
gebenen walachischen Dörfer mit hochgiebligen Hütten und die Lager der Zigeuner,
welche Nägel schmieden oder Goldwäscherei treiben, recht gut passen. Dunkle Re¬
ben mit blauen Trauben, Maisselder, Pfirsichgärten wechseln mit schroff aufstei¬
genden gelben Thonbergen. Vorüber geht es an den Bogentrümmern einer römi¬
schen Wasserleitung, durch Thalengen, am Waldrande hin, von dessen Bäumen
Schlingpflanzen wie grüne Caseaden herabhängen, über eine Hängebrücke der
brausenden Tscherna, welche von blaugrauen schroffen Felswänden eingeengt
wird, bis man plötzlich vor den prächtigen Häusern des Kursals der Herkules¬
bäder bei Mehadia anlangt, welche die Römer bereits benutzt haben, wie man
aus vielen Münzen, Statuen und andern Alterthümern ersieht.
Das Bad liegt in einem reizenden Thalkessel, eingeengt von hohen Bergen,
die in verschiedenem Grün des Laubholzes prangen, und welche die enge Kluft
des Czernathales (spr. Tscherna) bilden. Zerrissene Felswände, von wilden Rosen
und blauem Flieder umblüht, von Buchen, Eichen, Linden, Wall - und Hasel-
nußsträuchern, von Eschen, Birken und Linden umgrünt, mit kurzem Strauch¬
werk an dem untern Gesenke der Felsen, schaffen als zauberisches Landschasts-