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Einwohner, Religion.
fcn werden und die Natur sich in beinahe ewiges Eis kleidet. Wir
kennen nicht die Wuth der Orkane Westindiens, nicht die furcht¬
baren Extreme der Hitze und Kalte, wie Asien und Amerika sie
darbieten: der Himmel strahlt bei uns nicht in tropischer Pracht,
aber wir kennen auch nicht jene furchtbaren verheerenden Krankhei¬
ten, welche die Einwohner jener glücklich gepriesenen Lander so oft
heimsuchen: die asiatische und afrikanische Pest und das amerikani¬
sche gelbe-Fieber berühren kaum nur die äußersten Gränzen Euro-
pens. Wir kennen nicht jene allem Leben feindselige unendliche
Wüsten Afrika's und Asiens, jene unendliche Menge theils gefähr¬
licher, theils wenigstens höchst lästiger, reißender oder giftiger
Thiere und Insekten. Unbesorgt überläßt der Europäer sich dem
Schlummer in Feld, Wald und Wiesen, ohne den giftigen Hauch
einer verpestenden Luft, oder die Gewalt und das Gift mächtiger
oder gefährlicher Thiere und Gewürme zu fürchten. Das meist
überall milde Klima , die fast durchaus gesunde Luft geben dem Eu¬
ropäer jene körperliche Schönheit und Stärke, wodurch er sich im
Allgemeinen vor allen Völkern der Erde auszeichnet, und begrün¬
den höchst wahrscheinlich seine entschiedene Geistes-Ueberlegenheit.
Europa ist der gebildetste, ja der allein gebildete Welttheil; und
wenn auch wie das Menschengeschlecht überhaupt, so auch Bil¬
dung und Wissenschaft zuerst im innern Asien erwacht sind, so sind
sie dort seit Jahrtausenden in todter Gewohnheit, geistloser Nach¬
ahmerei und.abergläubischem Festhalten an alten Sitten und Ge¬
bräuchen erstarrt oder gänzlich wieder verschwunden. Seit Jahr¬
tausenden ist Europa der Mittelpunkt aller Kenntnisse, aller Wis¬
senschaften, aller Künste, aller milden und edlen Sitte; und
nur eben seit kurzem erst fängt in Amerika, und doch nur
durch europäische Abkömmlinge, die edlere Bildung an sich zu ver¬
breiten.
Einwohner. Religion.
Alle Einwohner Europa's kann man mit wenigen Ausnahmen
ul Hinsicht ihrer Abstammung in 2 Hauptklassen theilen. Die mei¬
sten, den ganzen Westen, einen Theil des Nordens und die Mitte
dieses Welttheils bewohnenden Völker sind mehr oder weniger rein
germanischer d. h. deutscher Abkunft; der Osten wird von Völkern
des slavischen Stammes bewohnt, wozu vorzüglich die Russen, Po¬
len, die niedere Volksklaffe in Ungarn, Slawaken genannt, und
die in Detitschland und Böhmen noch vorhandenen Wenden gehö¬
ren. Zu den Ausnahmen gehören: die Griechen und Türken in
der europäischen Türkei, die Magyaren oder Ungarn, die Lappen
und Finnen, welche den äußersten Norden bewohnen, und einige
Ueberbleibsel der Ureinwohner in der Grafschaft Wales in England,
in der Bretagne in Frankreich, in den nördlichen Gebirgen Spa-