62 Allgemeine Einleitung.
ten und daher dem Gefühl im Sommer kalt, im Winter warm er¬
scheinen. Nach der Beschaffenheit des Wassers werden die Quellen
in gemeine und mineralische getheilt; letztere, weil man sich
ihrer in medizinischer Hinsicht zum Trinken und Baden bedient,
nennt man auch Heilquellen, Gesundbrunnen. Das
Wasser der Mineralquellen enthalt verschiedene mineralische Sub¬
stanzen in Auflösung. Man unterscheidet sie daher nach dem Ge¬
halte, d. h. nach der Natur der darin aufgelöseten Substanzen,
(auch wenn von der größer« oder geringern Menge der aufgelöseten
Substanzen die Rede ist, bedient man sich dieses Ausdrucks), in
a) Salzquellen, welche gemeines Salz oder Kochsalz ent¬
halten; dieses Salzwasser selbst wird die So ole genannt. Um
das Salz daraus zu gewinnen, wird die Soole in große Pfannen ge¬
bracht, worin sie gesotten wird, bis durch die Verdunstung das
Wasser abgetrieben und das Salz auf dem Boden der Pfanne zu¬
rückbleibt; der Ort, wo dies geschieht, heißt das Salzwerk oder
die Saline. Nicht jede Soole aber ist so reich, daß sie unmittel¬
bar, wie sie aus der Quelle kommt, könnte mit Vortheil versotten
werden: man bedient sich daher des Grad ire ns, um ohne große
Kosten das überflüssige Wasser aus der Soole fortzuschaffen. Zu
diesem Ende errichtet man große, mehrere hundert Fuß lange,
30 — 40 Fuß hohe und etwa 20 Fuß dicke Wände von dicht auf
einander gelegten Dornen und Reisern, durch welche man die
Soole durchrieseln läßt, das sind die Gradir-Häuser. Durch
diese Operation verdunstet nicht allein ein bedeutender Theil des
Wassers, sondern es werden auch viele fremde Substanzen, vor¬
züglich Gyps, welche die Soole verunreinigen, abgeschieden, wel¬
che nun die Dornen mit einer kalkartigen Rinde überziehen. Die so
gereinigte und bedeutend verstärkte Soole kommt nun erst in die
Siedepfannen. Kein Land in der Welt hat so viele und so reiche
Salzquellen, als Deutschland.
b) Mineralische Quellen km engern Sinne^ d. h. sol¬
che, welche nicht Kochsalz, sondern andre mineralische Substanzen
aufgelöst enthalten und vorzugsweise zum Trinken und Baden in
verschiedenen Krankheiten heilsam befunden worden sind. Auch
davon giebt es kalte und warme. Die kalten sind entweder
Sauerbrunnen, wenn sie viel Kohlensäure, und mit dieser Ei¬
sen, Alkalien, Bittersalz u. s. w. enthalten: solche sind in Deutsch¬
land die Quellen von Schwalbach, Pyrmont, Selter; oder Bit¬
terwasser, welche viel Bittersalzerde enthalten, wie das Seid-
litzer-, Seidschützer- rc. Wasser in Böhrnen. Die warmen, auch
Schwefelbäder genannt, enthalten außer den schon genannten
Substanzen viel Schwefel-Wasserstoffgas, welches ihnen einen
widrigen Geruch giebt: solche sind in Deutschland die Quellen zu
Wisbaden und Carlsbad. Auch an solchen eigentlichen Mineral-