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A. Europa.
Jahrhundert, wo diese Länder von dem deutschen Orden erobert
und von deutschen Kaufleuten häufig besucht wurden. Die ältesten
Coloniecn, meist aus Deutschen bestehend, sind die in der Statt¬
halterschaft Saratow, an der Wolga, wo sie in 101. Dörfern an
40000 Seelen betragen; sie sind seit 1774 eingewandert. Später
hat sich hier an den Ufern der Wolga der kleine betriebsame
Herrnhuterflecken Sarepta gebildet. Andre Deutsche haben sich in
der Nahe von Petersburg niedergelassen , wo sie durch Garten -
und Gemüsebau und durch Viehzucht einen bedeutenden Wohl¬
stand erworben. Die meisten Coloniften sind in neueren Zeiten im
südlichen Rußland, in der Statthalterschaft Jekaterinoslaw und
in der Krimm angesiedelt worden. Unter diesen befinden sich eben¬
falls viele Deutsche, namentlich Würtemberger, und Mennouiten,
welche, um dem Militärdienste zu entgehen, Preußen verlassen
haben und an den Ufern der Moloschna, welche in das Asowsche
Meer fließt, blühende Niederlassungen begründet haben. Die
Zahl aller in Rußland angesessenen Deutschen beträgt wahrschein¬
lich über 060,600 Seelen. — Schweden, an 56060, finden sich
zerstreut in den deutschen Provinzen, in Finnland und in den
Hauptstädten. — Franzosen, an 6000, sind zwar in den Haupt¬
städten zahlreich, aber nirgend angesiedelt. — In der Krimm
finden sich noch einige Abkömmlinge der Genueser, der ehemaligen
Beherrscher jener Gegenden. — Griechen, 21000, haben sich in
der Krimm und den augränzenden Gegenden niedergelassen. —
Armenier jetzt, nach den neuesten Eroberungen, an 280,000, Ar-
nauten, Wlachen, und Moldauer, an 130,000, leben zerstreut m
den südlichen Gegenden; eben daselbst befinden sich auch an 20,000
Zigeuner. Die Juden sind sehr zahlreich, an 700,000 in den ehe¬
mals polnischen Provinzen, wo sie allerlei Gewerbe, vorzüglich
das der Gastwirthe, aber auch der Bäcker, Fleischer, und wie
überall vorzüglich das der Wucherer und Hausirer treiben. —
Engländer befinden sich nur des Handels wegen in Petersburg und
in andern Handelsstädten.
Die Haupt- und Hof- Religion im russischen Reiche ist die g rie¬
ch i sch e, zu welcher sich außer den eigentlichen Russen die Kosacken,
die Litthauer, die Georgier und alle zum Christenthum bekehrte frü¬
her heidnische Völker des russischen Asiens bekennen. Ihr Ur¬
sprung ist folgender. Bis gegen das Ende des 5ten Jahrhunderts
wurde die ungetrennte Christenheit in allen Theilen des römischen
Reichs als Eine Kirche betrachtet, und von Bischöfen und Erz¬
bischöfen geleitet. Unter diesen letzteren erlangten nach und nach
die von Rom und Conftantinopel, als der beiden Hauptstädte des
Reichs, den meisten Einfluß, und bald wurden der Patriarch von
Conftantinopel und der Papst zu Rom Nebenbuhler und Gegner.
Mit dem römischen Reiche zerfiel auch die Kirche in eine abend -
und eine morgenländische; diese von dem Hauptvolke im oftrömi-